Offene Stalltüre bei Leni vom „Bichlhof“ am Fügenberg
Bäuerin aus Leidenschaft setzt auf Biodiversität sowie genetische und biologische Artenvielfalt
„Durch meinem Opa, der mit Leib und Seele Bauer und Gastwirt war, und der sich schon damals der Biodiversität, wie wir heute sagen, verschrieben hatte, war mein späterer Werdegang praktisch schon vorprogrammiert. Auf die Teller kam seinerzeit nur, was man selber oder regional aus der umliegenden Nachbarschaft produzierte.“
Magdalena Moser, wie sie damals noch hieß, wurde in Ginzling geboren, wuchs zusammen mit ihrer Schwester Franziska bei ihren Eltern im Gasthof Karlsteg auf und hatte nach eigenen Aussagen eine sehr schöne Kindheit. „Mein Opa war seinerzeit mein bester Lehrmeister in der Landwirtschaft und im Gemüseanbau, was mich bis heute prägt. Ganz stolz war mein Opa auch auf sein Bauerngartl hinter dem Haus. Es wurde früher alles angebaut, was man zum Leben gebraucht hat. Gut erinnern kann ich mich noch an unseren Holzschuber in der Tenne, wo man Erdäpfel und verschiedene andere Gemüsesorten in Sand eingelegt hat, die dann bis in den Winter hinein frisch geblieben sind. Ebenso erinnere ich mich noch an den aromatischen Duft vom Heu, mit den vielen verschiedenen Gräsern und Kräutern, und wo wir am Heuboden ‚umanondakupft hen‘.“
Nach der Ferarrischule in Innsbruck absolvierte Magdalena den Studiengang Ernährungspädagogik für ein Lehramt zum Kochen und Servieren, anschließend studierte sie Lebensmitteltechnologie und schloss mit dem Master ab. Neben dem fünfjährigen Studium war Magdalena bei Red Bull in der Produktentwicklung und bei der Firma Spitz in der Forschung tätig. Voller Datendrang und weil es ihre Berufung war, wollte Leni eigentlich in dieser Branche weitermachen. Auf gar keinen Fall wollte Magdalena einmal einen Bauern heiraten. „Ich habe immer auf die Schuhe der jungen Verehrer geschaut, ob sie ja keine ‚Knoschp`n‘ anhaben“, sagt sie und schmunzelt.
Nachhaltige Wertschöpfung am Bauernhof stärken
„Durch einen Studienkollegen habe ich Hannes ja schon von früher gekannt, aber erst einige Jahre später, es war beim Gauder Fest in Zell am Ziller, habe ich Hannes Esterhammer wieder getroffen, und da hat es ‚Klick‘ gemacht.“
Heute lebt Magdalena mit ihrem Mann Hannes, ihren zwei Kindern, dem Schwiegervater und dessen Lebensgefährtin sowie zwanzig Stück Vieh in Kombihaltung, einigen Schafen, Hühnern, Katzen und vielen Bienenstöcken am „Bichlhof“ am Fügenberg und ist glücklich und zufrieden. „Heute lebe ich meinen Kindern das vor, was mir meine Eltern seinerzeit schon weitergegeben haben. Nebenbei kann ich mein Wissen und meine gesammelten Erfahrungen in der Lebensmitteltechnologie und Ernährung jetzt bei MPREIS sehr gut umsetzen. Wir produzieren Heumilch auf unserem Bergbauernhof hoch über Fügen, wobei wir unseren Kühen und Kälbern nur Gras, Heu und Getreideschrot verfüttern. Regional verarbeitet, entstehen aus unserer Heumilch handwerklich hergestellte Butter und Käsespezialitäten. Besonders lieb‘ ich den Urzillertaler, einen ganz lang gereiften Bergkäse aus Rohmilch“, berichtet Magdalena und erzählt weiter: „Mein Mann Hannes ist mehr für das ‚Grobe‘ zuständig wie z. B. das Mähen auf unseren steilen Berghängen. Beim Ausmähen der Randbereiche am Waldrand und bei der Heuarbeit hilft dann wieder die ganze Familie zusammen. Wir setzen bei der Bewirtschaftung unserer Bergwiesen z. B. auch auf ein auf den Standort angepasstes, mosaikförmiges, nicht zu tiefes Mähen zum Schutz der kleinen und großen Lebewesen. Durch das behutsame Mähen können sich die Gräser aussamen und bleiben somit am Feld zurück. So kann auf eine Nachsaat verzichtet werden, und angepasste Pflanzen können sich wieder gut vermehren.“
Social Media, Bindeglied zwischen Konsumenten und Hofleben
Magdalena Esterhammer ist es ein Herzensanliegen, ihre Begeisterung für die Bewirtschaftung am Bergbauernhof mit anderen Menschen zu teilen. Auf ihrer Mediaplattform „leni. vom. bichlhof“ auf Instagram und Farmfluencers.at können Interessierte das Leben am Bergbauernhof in anschaulicher Weise mitverfolgen und sich austauschen. „Durch die Öffnung unserer Stalltüren lernen die Konsumenten vielleicht auch, unsere meist in Handarbeit hergestellten überaus wertvollen Lebensmittel noch mehr wertzuschätzen“, so die Bäuerin, die ihr Wissen vom Leben und Arbeiten am Bauernhof an die nächste Generation gerne weitergibt. Artgerechte Haltung und Fütterung der Tiere, der Klimawandel, Biodiversität sowie die Artenvielfalt auf unseren Wiesen und Regionalität der Lebensmittel stehen bei Magdalena dabei im Vordergrund.
kawa
Fotos: Walter Kraiger