Kirma Honisns erster Kampf
Franz Wechselberger erzählt:
Früher haben die älteren Manderleut manchmal über die Rauferein in ihrer Jugend bei den Kichtagen erzählt. Beim Scheulinger auf der Hausbank zum Beispiel der alte Noal, der Dierer Honis, der Grienar Fronz und Scheuling Fronz, mei Nene. Do wor a netts Zualosen und vieles fast niet zun glam.
Heut heacht man eigentlich nimmer viel von Raufen. Des ischt a bissl aus der Mode kemmin, was eh g’scheider ischt. Das Raufen war im Zillertal eine Sportart und wurde in den seltensten Fällen mit Hass geführt, sondern der Kampf war auf Sieg und Meistertitel ausgerichtet. Der Hogmoar war der beste und stärkste im Tal. Sobald sich ein Kämpfer ergab, war die Rauferei vorbei.
Lange Zeit der gefürchtetste Raufer war Thomas Mitterer vulgo Kirma Thumal aus Dornauberg, ein überlegener Kraftmensch, der am Höhepunkt seiner Kraft und Stärke nie mehr zum Raufen kam, weil er überall und von allen als der Hogmoar anerkannt und sein Titel respektiert wurde. Die Erzählung über seinen „ersten Kampf “ wäre vielleicht doch wert, sie festzuhalten, damit sie nicht ganz in Vergessenheit gerät. In einer früheren Heimatstimme wurde dieser „Erste Kampf “ schon einmal abgedruckt, und zwar im Original-Text, so wie es Thumal erzählt hatte. Diese Niederschrift ist in einem so wiachen, alten Zillertaler Dialekt geschrieben, sodass manche Ausdrücke heute vielleicht gar nicht mehr verständlich sind. Ich werde also versuchen, die Erzählung von Kirmer Thumelei an manchen Stellen verständlicher zu machen.
„Mein erster Kampf “
I wor halt guat 18 Johr alt, wie i gi Finkenberg außn bi gangin aufn Kichtog. Außngangin bin i deswegn, weil der Floitenschlogar ach außngangin ischt. Der Floitenschlogar hot mi ja nie megn. Mir ham amol mitnandar as Schranbach-Kor aufn Bauholz gitrogn und do hu i mi holt a bissal leichtar gitu wie er, obwohl dass er um 5 Johr ältar wor, und dos hot er mir nie vergessen. Dass mir zwoa amol z’sammwachsen (aneinandergeraten), ischt mir schu vorgangin (habe ich schon vermutet). I hu auf ihm sischt nit gor so viel Schneid g’hobt (also ein mulmiges Gefühl), er hot schu öftar girafft ghobt und i no nie. Deswegn hu i mir zur Vorsicht a so a kluas, recht a gfierigs Uhrsenkal (Pendeluhrgewicht) eigschobn. Wie i gi Finkenberg bi kemmin, wor schu die ganza Wiechtsstube voll Leute und der Floitenschlogar wor a schu do. I hu mi ober zu an andang Tisch g’hockt und es hot gor nit a so lange gedauacht, aft kimmt er schu daher und froat mi, seit wenne dass die Grifflspitzer (Schulkinder) ach schu aufn Kichtog gehnt. I wor döcht sischt a nimmar gor so kluene und hu schu zu deachn Zeit an altn Zentn und fünfesiebzg Pfund (ca. 135 kg) giwegt. I hu zun Floitenschlogar ober gor nicht gsoat, und aft soat er zu mir, i soll schaun, dass i bald huam kimm. Iatz weachts schu bald Nacht, und wenn’s amol dunkel ischt, aft gitrausche di ja so wie so nimmar eichn durchn Wald. Weil i döcht a no nicht gsoat hu, schlogt er mir den Huat ohar, ober dossn hot m’r aft giglongt. I bi aufgsprungin und hu ihm dos Uhrsenkal ohargewixt über die Nose. Er hot si ober gor nit viel draus gimacht und springt mir mit’n Grind (Schädel) an Mogn eihar, dass i a bald a bissal türmig bi giwesn. I hu ihm aft grod sovl schiane ba
seine langin Zottn darwuschn, drahn nieder, und aft hu i mang ganz gemüatlach zuegilegt (hergerichtet). Wie i ihm den eachtn Paxnar gebn hu, hot er schu a so an halblautn Winslar gitu, und wie i dos zwoetemol aufziech, hot’r schu gsoat, er geit sich (ergibt sich). Wie i ihm aufgholfn hu, aft hu i wohl gsechn, dass er a Nose hot, wie a aufgschlitzta Leberwurscht, ober in an halbn Munat hosche aft nicht mehr gikennt. Mir hem spatar a der Nacht aft gor mitanander huamgangin und hem a darnoch allm guet auskemmin. Noch densn Kichtog ischt mar aft die Schneid gschwind a bissal gewachsn und hu nie kua Uhrsenkal mehr gebraucht.