Eine starke Stimme: DER STUMMER SCHREI 2022
Das bunte Kulturfestival im Zillertal
Auch dieses Jahr steht der Sommer im Zillertal wieder ganz im Zeichen des Volkstheaters und der musikalischen Reisen quer durch Stile und Kulturen. „Nachdenklich, melancholisch, sehnsüchtig“ stimmt das Festival unter Obmann Hannes Kerschdorfer und Leiter Christoph Crepaz, das von 23. Juni bis 6. August mit rund 35 Veranstaltungen an verschiedenen Plätzen zu Gedanken über Gesellschaft und Zeit anregt, mit Kunst und Kultur Haltung einnimmt.
Den Beginn macht die mit Spannung erwartete Verfilmung des 2016 vom „stummer schrei“ in Auftrag gegebenen Werks „Märzengrund“ von Felix Mitterer, die beim heurigen Kulturfestival Vorpremiere feiert. Die wahre Geschichte eines Zillertalers, seines Strebens nach Glück und seines von der Gesellschaft losgelösten Lebens hat Adrian Goiginger von Anfang an berührt und beeindruckt. „Obwohl die Handlung in den späten 60er-Jahren beginnt und im Jahr 2008 endet, ist der Film höchst aktuell und trifft den Zeitgeist genau“, so der Regisseur, der in der Verfilmung auf eine eigenwillige und starke Bildsprache setzt. Prominent besetzt ist der Film (Kinostart am 19. August) u. a. mit Johannes Krisch, Gerti Drassl und Harald Windisch.
Einer weiteren starken Persönlichkeit, nämlich dem oberösterreichischen Bauern Franz Jägerstätter, wird im diesjährigen Hauptstück Andenken gezollt. In seinem berührenden, biografischen Drama erzählt Felix Mitterer, mittlerweile treuer „stummer schrei“-Begleiter, in 30 Szenen die Geschichte eines lebenslustigen Menschen und liebenden Familienvaters, der aus religiöser Überzeugung den Kriegsdienst verweigert und von den Nazis hingerichtet wird. Ein Stück kritischen Volkstheaters unter der Regie von Konrad Hochgruber, ein weiteres Zeugnis sinnlosen Kriegführens, das Parallelen in die Jetztzeit zieht und an Aktualität nichts verloren hat.
Kritisch und zugleich humorvoll und geistig wie emotional anregend wird es mit Yasmina Rezas „Kunst“. Drei beste Freunde, ein Gemälde. Drei Meinungen, ein handfester Streit. Ein Kunstwerk bringt die tiefe, scheinbar unerschütterliche Freundschaft dreier Männer mittleren Alters gehörig ins Wanken. Mit Chris Kohler, Heinz Tipotsch und Fritz Gasser unter der Regie von Anita Köchl.
Musikalische Geschichten stehen mit „Paradiso“ mit Gabriele Muscolino & Band sowie „Mondsüchtig“ mit Florian Kaplick auf dem Programm. Ein starkes Zeichen setzt das Volkslied mit dem neapolitanischen Trio Suonno d’Ajere, die Liedkunst mit den zwei bosnischen Musikerinnen Merima Ključo und Jelena Milušić. Stimmgewaltig: Das Gastspiel des Kammerchors Stuttgart, der mit himmlischer Chormusik brilliert. Das Tiroler Jugendorchester wiederum hat sich zum Jubiläumskonzert „30 Jahre Tiroler Musikschulwerk“ unter der Leitung von Vito Cristofaro ganz Gustav Mahlers Symphonie Nr. 1 „Der Titan“ verschrieben. Zudem bringen die jungen Musikerinnen und Musiker gemeinsam mit dem Tiroler Landesjugendchor und Felix Mendelssohn-Bartholdys „Verleih uns Frieden“ unseren sehnlichsten Wunsch nach Liebe und Frieden zum Ausdruck. Jorge Jiménez begeistert auf seiner Violine mit J. S. Bachs „Goldberg-Variationen. Ein musikalisches Dokudrama mit Anna Hauf und Harald Windisch bringen die „Knoedel“ mit „Der Aufschnaiter“ auf die Bühne. Ein besonderes Highlight ist Nachwuchstalent Viktoria Hirschhuber, die am Klavier feinste Beethoven- & Chopinklänge preisgibt.
Infos und Tickets unter: www.stummerschrei.at
Foto: Thomas Schrott