Rosa Nissl aus Fügen hält mit ihren 83 Jahren die Tradition am Leben
Wertschätzung und Ehre wem Ehre gebührt zu ihrem fünfzigjährigen Geschäftsjubiläum
Die schnelllebende Welt, wo die traditionellen Läden reihenweise verschwinden, kann Rosa Nissl, die eigentlich Mühlegger Rosa heißt, nicht beeindrucken, denn sie steht mit ihren 83 Jahren, nicht ganz ohne Stolz, noch immer hinter ihrer „Budl“ wie es im Volksmund lautet, in ihrem kleinem „Gschäftl“, und feiert heuer ihr 50-jähriges Gechäftsjubiläum.
Rosa Troppmair, wie sie ledig hieß, wuchs am Bauernhof ihrer Eltern Anna und Johann Troppmair in Zellbergeben auf und arbeitete nach dem Ausschulen beim Gasthofm Pachmair in Uderns als Küchenhilfe. Mit achtzehn Jahren wechselte Rosa zur ihrer Tante Sofie Pungg, die am Rosenweg in Fügen eine Gemischtwarenhandlung hatte, und begann die Lehre als Verkäuferin. Einige Jahre später lernte Rosa bei einem Fest in Rattenberg ihren zukünftigen Mann Alois Mühlegger aus Brandenberg kennen, wo dann für einige Jahre auch ihr zu Hause war. „Do wors mitn vakaffn amol fia uanege Johr aus“, so Rosa. Ihre beiden Kinder Martina und Stefan sowie mittlerweile ebenso ihre Enkelkinder sind Rosas ganzer Stolz.
Nachdem ihre Tante Sofie „in die Jahre gekommen“ war, übernahm Rosa mit ihrem Mann, der bei den Bundesforsten tätig war, das Geschäft am Rosenweg in Fügen. In diesem bietet sie ihren Kunden jetzt bereits seit einem halben Jahrhundert eine breite Palette von Waren an, wie Lebensmitteln, Kurzwaren, Stoffe, Wolle, Tabak bis hin zu Haushaltswaren. In den 70er-, 80er- und 90er Jahren spielte sie eine ganz wichtige Rolle in der in der Nahversorgung in Fügen, Fügenberg und Umgebung. Rosa kennt jeden Kunden beim Namen und hat unzählige nette Geschichten zu erzählen.
Ihr Gemischtwarenladen ist ein Schatzkästchen voller Erinnerungen
„Sonntags war hier immer Hochbetrieb im Laden. Um auch den Bedürfnissen der umliegenden Bergbauern gerecht zu werden, hatten wir seinerzeit ebenfalls an Sonntagen von 6.30 bis 12 Uhr unser Geschäft geöffnet. Da ging es nicht nur ums Einkaufen“, erzählt Rosa mit einem Lächeln „sondern auch ums Tauschen verschiedener Waren und um viel Geselligkeit. Vor dem sonntäglichen Kirchgang haben zum Großteil Bergbauern ihre Rucksäcke mit einem Einkaufszettel bei uns im Geschäft hinterlegt, den wir ihnen dann während der Messe gefüllt haben. Neben unserem Geschäft war außerdem unsere warme Stube beim geselligen Beisammensein sehr beliebt. Da brauchte man keine Zeitung, da hat man alles Wichtige erfahren, was sich so tat im Dorfgeschehen. Diese Zeiten vermisse ich manchmal, das waren ganz besondere Zeiten.“ Die Erinnerung entlockt Rosa ein Lächeln. In ihrem langen Geschäftsleben hatte Rosa neun Lehrlinge aus der Umgebung ausgebildet. Mit Stolz erzählt Rosa weiter, dass in diesem Haus einst der berühmte Tiroler Bildhauer Franz Xaver Nissl seine Werkstatt mit zwölf Angestellten hatte. Daher trägt das Haus den Namen „Nissl“. Hier wurden Kunstwerke geschaffen, die heute in vielen Kirchen und Museen bewundert werden können. Wie Fügens Bürgermeister, LAbg. Mag. Dominik Mainusch, und Vizebürgermeisterin Evi Bielau bei der Gratulation zu ihrem fünfzigjährigen Geschaftsjubiläum meinten, hatte die Familie Mühlegger in den vielen Jahren nicht nur die Traditionen ihres Geschäftes bewahrt, sondern gleichfalls die Geschichte von Fügen.
78-Jährige schlug Täter in die Flucht
Berühmt wurde Rosa 2018 bei einem Überfall in ihrem Geschäft , wo plötzlich am frühen Morgen ein maskierter Mann im Laden stand. „So schnell hun i gor nit daschaut, do hot a mir schua a Messa an Hals kebt und gschrian, Geld, Geld, Geld! Ich schrie, so laut ich konnte, zrugg, i hu kua Geld, und iaz schaugscht, dass aussi kimmscht und hun im de Tür aufgmocht. Der wor deramoßen dadottacht, doss er wie wild vom Gschäft aussigsprungen ischt. Du weagschts nit glab`n, oba i daschrick heit nu, wenn uana eichakimmt denn i nit kenn“, berichtet die resolute Geschäftsfrau. Aber Rosa freut sich doch immer wieder, wenn jemand kommt, um etwas zu kaufen oder auch nur zu einem kleinen „Ratscher“ ins Geschäft schaut.