Mit dem Maurer wartet ein echt schöner Lehrberuf auf dich, auch auf Frauen
WKO-Experten informieren über interessante Ausbildungen

Wenn Helmut Wittmer vom Maurerberuf spricht, klingt es vielversprechend. Er erzählt in aller Kürze über neue, moderne Ausbildungsinhalte, über die anspruchsvollen Arbeiten des Mauerns, der Wärmedämmung und des Verputzens von Wänden. Der 59-Jährige arbeitet für die Lehrlingsstelle in der Wirtschaftskammer Tirol und leitet seit vielen Jahren das Lehrvertragsservice.
Auch wenn ich die Wirtschaftskammer Tirol nicht mehr extra vorstellen muss, möchte ich doch anhand eines Gesprächs darüberschreiben, dir sagen, dass dort echte Profis ihren Job machen und dir dabei von Lehrlingen erzählen. Heute im Speziellen von Maurer:innen. Es ist ein Vormittag, Anfang der ersten Märzwoche, kurz nach halb zwölf, als ich am Telefon mit Herrn Helmut Wittmer spreche, ihn um ein Interview bitte, und er mich fragt, was will das Zillertal denn alles wissen?
Ja, was wollen wir hören? Gute Frage … Auf jeden Fall wollen wir wissen, was beispielsweise in einem Lehrlingsvertrag steht, wie viel ein Maurerlehrling bezahlt bekommt, wie lange die Ausbildung dauert, wie schwer sie ist, und was denn überhaupt die Voraussetzungen dafür sind.
Lieber Helmut, stimmt es, dass der klassische Lehrberuf des Maurers ein Auslaufmodell ist und ersetzt worden ist?
Nein, nein, so kann man das nicht sagen. Es ist nur der Lehrberuf umbenannt und modernisiert worden. Der Lehrberuf heißt jetzt in der dreijährigen Variante Hochbau und in der vierjährigen Variante Hochbauspezialist. Vor allem sind gleichfalls digitale Kompetenzen in das Berufsbild integriert worden. Wie überhaupt die Braubranche hier insofern Vorreiter ist, als sie allen Lehrlingen auch ein Tablett gratis zur Verfügung stellt. Damit hat jeder Lehrling die Möglichkeit, sämtliche Normen und sonstige wichtigen Informationen jederzeit abzurufen. Durch eine Ausbildungsplanung und -dokumentation wird die Ausbildung noch bewusster und strukturierter. Wichtig ist ebenso die verpflichtende Zusatzausbildung in der Bauakademie, die die betriebliche Ausbildung ideal ergänzt.
Es gibt sicher auch Quereinsteiger, die möglicherweise bereits eine Berufsausbildung haben. Können Lehrzeiten verkürzt werden? Und gibt es Förderungen für Umsteiger:innen?
Ja, das stimmt. Aufgrund des guten Einkommens und der guten Karrierechancen gibt es immer wieder Quereinsteiger in die Baubranche. Diese können entweder eine Lehre in einer um ein Jahr verkürzten Lehrzeit absolvieren oder am 2. Bildungsweg einen Facharbeiterabschluss anstreben. Dafür ist im Kollektivvertrag für Bauindustrie und Baugewerbe ein erhöhtes Einkommen vorgesehen.
Wie wichtig ist ein Lehrvertrag, und was genau regelt er?
Der Lehrvertrag bietet Rechtssicherheit für die Vertragsparteien. Er stellt den Anspruch auf Ausbildung im Lehrbetrieb und auf bezahlte Freistellung für den Berufsschulbesuch sicher. Das garantiert die perfekte Kombination von Praxis und Theorie, die letztlich eine gute Fachkraft ausmacht. Inhalte des Lehrvertrages sind weiters die genaue Lehrzeit, Daten des Lehrbetriebes, des Lehrlings und des zugeteilten Ausbilders oder der Ausbilderin. Bei minderjährigen Lehrlingen bedarf es neben der Unterschrift des Lehrbetriebes und des Lehrlings zudem der einer gesetzlichen Vertretung.
Eine letzte Frage: Was verdienen Lehrlinge in diesem Bereich? Und was möchtest du unserer Leserschaft noch sagen, an das wir nicht gedacht haben? Vielleicht etwas in Bezug auf Frauen und das Mauern?
Der Verdienst im Baugewerbe ist schon während der Lehrzeit besonders attraktiv. Im ersten Lehrjahr bekommt man 1.086,50 Euro brutto monatlich, im 2. Lehrjahr 1.628,90, im 3. Lehrjahr 2.172,99 und in einem eventuellen 4. Lehrjahr 2.444,19 Euro. Auch das Thema Eigenheim, das sonst für unsere jungen Menschen in weite Ferne gerückt ist, ist für eine Fachkraft im Baugewerbe kein No-Go. Ist es noch vor ein paar Jahren eine Rarität gewesen, wenn ein Mädchen am Bau gearbeitet hat, so ist das heute aufgrund der verbesserten Arbeitsbedingungen kein Tabu mehr. Derzeit machen in Tirol knapp 40 Mädchen eine Lehre in Bauberufen.
Herzlichen Dank nach Innsbruck, zu Dir, lieber Helmut Wittmer! Und allen jungen Zillertalerinnen und Zillertalern wünschen wir einen guten Berufseinstieg!
M.W.
Foto: privat