Meine Nachbarin aus England, mein Arbeitskollege aus Kroatien …
Gutes Zusammenleben kann einfach und vorurteilslos funktionieren

Liebe Leserin, lieber Leser, jeder von uns kennt wahrscheinlich die Texte, die jetzt um die Weihnachtszeit gelesen werden. Viele wissen um die damaligen Geschehnisse, dass Josef mit seiner schwangeren Maria von Tür zu Tür geht und nirgends willkommen ist. Das ist bei uns im Tal anders. Schau dir doch mal die Statistik an, die ich für dich recherchiert habe. Sie zeigt jenen Anteil von Menschen, die noch nicht Österreicher sind, die aber bei uns längst ihr Zuhause gefunden haben. Lebensmittelpunkt und Heimat ist nicht immer dort, wo man geboren worden, ist nicht immer an jenem Platz, an dem man aufgewachsen oder zur Schule gegangen ist. Je nachdem, wo jemand seiner Arbeit nachgehen möchte, und vor allem, wo man sich wohlfühlt, dort ist man bald daheim.
Bei uns im Tal sind viele Menschen nicht im Bezirk Schwaz geboren, sind nicht alle deutschsprachig und dennoch sind sie mittlerweile Zillertaler geworden, sind unsere Freunde und ihre Kleinen sind Spielkameraden unserer Kinder. In all unseren Ortschaften leben viele Familien, die ihre Heimat verlassen und ihren Wohnort gewechselt haben. Somit ist das Zillertal nicht nur eine Vorzeigeregion in punkto Tourismus, sondern auch in Bezug auf Migration. Einwanderung im Tal funktioniert gut, wir leben freundschaftlich zusammen, und die Arbeitskräfte werden gebraucht. Das heißt, jeder Einzelne von uns – ob Österreicher oder Nichtösterreicher – trägt zum Wohlstand bei und hilft, eine Region weiterzuentwickeln. Das gefällt uns. So lade ich noch einmal ein, die Tabelle daneben durchzusehen. An der Stelle sage ich jetzt schon frohe Weihnachten, und vergessen wir nicht: Herbergssuche ist Teil unserer Tradition, ist Inhalt der Weihnachtsbotschaft. In Zeiten von Krieg und Konflikten wird unser gutes Zusammenleben, das Pflegen der Nächstenliebe immer bedeutsamer. Geben wir auch weiterhin jedem eine Chance!
M.W.
