Holzblasinstrumente – ein Highlight im Strasserhäusl
Dieses Kleinod erzählt nicht nur die Geschichte einer musikalischen Familie
Es war einer dieser richtig heißen letzten Sommertage, als mich das tiefe Rot der üppigen Balkonbuschen anzog und die ewig uralte Haustür offenstand. Einladend, dachte ich mir. Du trittst über „den Trischiebl“ und bist in einer anderen Zeit. Man riecht das Alter des Strasserhäusls. Die Räume sind niedrig, die Bretterböden mit Fleckerlteppichen ausgelegt, die wurmstichigen Möbel erstaunenswert, und die dunkle „Rachküche“ erzählt von einfacher Zillertaler Kost, versetzt dich in ein anderes Jahrhundert. Richtig interessant wird´s im ersten Stock: Hier sind mehrere Holzblasinstrumente ausgestellt. Sie sind in die Jahre gekommen, alle wurmstichig und kaum zu glauben, dass damit Musik gemacht wurde, dass sie Töne von sich gaben. „Diese Leihgaben haben wir dankenswerter Weise vom Hermann Knauer. Hier an der Wand ist die Familie Knauer mit den originellen Holzinstrumenten abgebildet“, erzählte mir Hans stolz, er ist fürs Museum verantwortlich, und deutete dabei auf das schwarz-weiße Bild an der Wand. Es ist fast wie einem Märchen. Zauberhaft und anziehend.
Tischlergeselle August Knauer aus Mayrhofen, ein begnadeter Musikant und Sänger, war von der Baukunst Dremls – einem Zimmermann aus Laimach, der sich mit Kirchenorgeln auskannte – so hingerissen und inspiriert, dass er Holzinstrumente baute und verbesserte. Begeisterte Zuhörer im In- und Ausland lauschten den feinen Klängen der Holzknittel-Kapelle.
Ja, Kultur erhalten und Werte weitergeben, vom Wissen der letzten Jahrhunderte erzählen, das sind Aufgaben, die dem Museumsverein eine Herzensangelegenheit sind. Das wurde mir sofort klar. Vom Zillertaler Leben, als es noch keinen Strom gab, mit der Hand Leinen erzeugt wurde und Lebensmittel fast den höchsten Stellenwert einnahmen, schildert dieses kleine reizende von der Sonne gegerbte Holzhaus, vom kargen, kinderreichen Leben im alten Zillertal. Das Strasserhäusl. Natürlich ist die faszinierende Geschichte über die Entstehung und Verbreitung des Weihnachtsliedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ im Fokus. Aber eben nicht nur das. Engagierte Menschen hinter dem Verein, wie beispielsweise Stefan Dengg, Notburga Rieser, Helmut Brugger oder Friedrich Neuner, haben es sich zur Aufgabe gemacht, das alte historische Zillertal weiterzutragen, den Gästen vom harten Aufwachsen zu erzählen und das einheimische Kulturgut zu erhalten. Und das gelingt ihnen ausgezeichnet. Die beiden – Hans Kainzner und Gerhard Hundsbichler – wissen viel. Sie waren es, die am Küchentisch saßen und mir leidenschaftlich beschrieben, wie alles geworden war. Und sie haben immer noch Visionen im Kopf. Beispielsweise möchten sie bald Rundgänge für Kinder organisieren und pädagogisch aufbereiten.
Solltest du Geschmack am Strasserhäusl in Hippach gefunden haben, dann komm vorbei! Jeden Dienstag & Freitag ab 13.00 Uhr ist auch für dich die Haustür weit geöffnet.
M.W.
Fotos: Hannes Dabernig