Heute gehen wir mit Reinhold Zisterer in den Wald
Über einen Waldaufseher, der für ein großes Gebiet zuständig ist

Es war an einem Samstag, kurz vorm „Nåchtal“, als mir der Aschauer Bürgermeister Andreas Egger mit höflicher, sonorer Stimme auf meine Frage hin, wer denn im mittleren Zillertal für den Wald zuständig sei, mitteilte, dass dies Waldaufseher Reinhold Zisterer sei. Er schicke mir den Kontakt, meinte er. Gesagt, getan. Und kaum hatte ich die Nummer gewählt, hörte ich schon ein freundliches „Servus“. Kurz erzählte ich Reinhold von unserem Wochenmotto, dass wir über den letzten Windwurf recherchieren. Er lachte und erwiderte spontan: „Schreiben‘s übers Sauståll zåmmraumen.“
Ja, damit hat Reinhold sicher recht. Was wir nun zusammenfassend zeigen, sind Tatsachen, sind Verluste, die unsere Bauern und Waldbesitzer verkraften müssen. Aber wir schreiben nicht nur über Schadholz, sondern möchten generell mehr über den Wald und dessen Pflege wissen. Waldaufseher Reinhold hilft uns dabei.
Lieber Reinhold, erzähl uns erstmal, was macht ein Waldaufseher, und für welches Gebiet bist du zuständig?
Mein Zuständigkeitsbereich erstreckt sich von Aschau bis Uderns. Dieses Gebiet umfasst Gemeindewald, Privatwald sowie fünf Agrargemeinschaften. Das Ausmaß der Fläche beträgt ca. 2.250 ha Wald, und meine Tätigkeiten sind zum Beispiel Holzauszeige, Holzvermarktung, Aufforstung, Wegebau oder Bachbegehungen, die in letzter Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnen. Aber auch pädagogische Funktionen wie Waldtage in Schulen und Kindergärten, wo den Kindern der Wald im Einklang mit der Jagd nahegebracht wird. Dies ist eine der Aufgaben, die in Zukunft für mich sehr entscheidend sein wird. Wir leben in einer Gesellschaft, die mittlerweile zwar wieder ein besseres Verhältnis zur Natur hat, trotzdem wird es in Zukunft von immenser Bedeutung sein, in Zusammenarbeit mit der Jägerschaft und den Landwirten, sprich Grundbesitzern, für Aufklärung zu sorgen.
Wälder bieten im Zillertal in erster Linie Schutz. Bäume sind natürlich Holzlieferanten, klar. Aber welche Aufgaben haben Wälder noch?
Die Schutzfunktion des Waldes steht natürlich an erster Stelle. Wälder haben aber noch andere Aufgaben: Lieferant eines nachwachsenden Rohstoffes, Erholung, der Wald hat Einfluss auf die Umwelt, sorgt für Ausgleich des Klimas und des Wasserhaushalts, für Reinigung und Erneuerung der Luft und des Wassers und ist Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten. In den letzten Jahren wurde unsere klassische Baumart Fichte (Brotbaum) harten Prüfungen ausgesetzt. Man kann sicherlich sagen, dass die Erderwärmung in unserem Lebensraum Einzug gehalten hat. Darum ist es in Zukunft sehr wichtig, dass man Mischbaumarten bei künftigen Aufforstungen berücksichtigt, da Mischbaumarten beständiger sind. Betrachten wir den Faktor Wind von 11. und 18. Juli: Wir haben immense Schäden, die wir so schnell wie möglich aufräumen müssen, um nicht dasselbe Drama wie in anderen Regionen zu erleiden. Im Zillertal wird das Schadensausmaß auf ca. 200.000 Festmeter geschätzt. Wenn hier das Zusammenspiel sowohl mit Waldaufsichtsorganen und den Grundbesitzern als auch den Holzunternehmern nicht funktioniert, kann es zu Verzögerungen bei den Aufräumarbeiten kommen, was wiederum zur Folge hat, dass sich der Borkenkäfer zu schnell ausbreitet, und die Schutzfunktion des Waldes verloren geht. Die Aufräumarbeiten werden aber sicher bis nächstes Jahr andauern, da die Schäden zu groß waren.
Lieber Reinhold, besten Dank für die gute, interessante Unterhaltung!
M.W.
Fotos: Marktgemeinde Mayrhofen