Freude über einen Herbstspaziergang in Strass, entlang unserer Ziller
Zillertaler Lebensader, die unserem Tal den Namen gegeben hat
Unsere Ziller schlängelt sich langsam in weichen Kurven Richtung Norden, um in Strass auf den Inn zu treffen. Unzählige kleinere Bächlein nähren den Fluss, Quellen, die hoch oben in den Bergen das Licht der Welt erblicken oder vorher Gletscherwasser gewesen sind, tragen zur Trinkwasserqualität der Ziller bei, die unserer außergewöhnlich schönen Heimat seinen Namen gegeben hat. Aber was wissen wir darüber? In welchem Zustand ist unsere Ziller?
Schon seit Jahrzenten verbauen wir die Ziller, geben ihr die Richtung vor, stecken das Wasser in eine steinerne Zwangsjacke. Maßnahmen, die gemacht werden mussten. Damals. Müssen wir uns im Tal klimabedingt darauf vorbereiten, dass die Ziller über die Ufer tritt? Das und anderes haben wir nachgefragt und recherchiert. Wir treffen heute auf Frau Kerstin Ganaus, sie hat heuer mit Ende Juni den wichtigen Bereich der Tiroler Schutzwasserwirtschaft übernommen, sitzt – wenn sie keinen Lokalaugenschein machen muss – in ihrem Büro in Innsbruck und arbeitet fürs Land, für dich und mich.
Die dreifach diplomierte Ingenieurin ist die neue sympathische Leiterin dieser Abteilung, mit umfangreichen Studien im Background, hat sie unsere Neugier befriedigt. Sie erzählt kurz und bündig über Flussbau, Gewässerinstandhaltung und berührt Angelegenheiten des Hochwasserschutzes.
Seit vielen Jahren wird die Ziller ausgebaggert und zum Teil begradigt. Die kleinen Auwälder, die zwischen dem Uferrand und den Straßen oder Spazierwegen entstanden sind, gehören zum öffentlichen Wassergut. Was heißt das?
Die Ziller wird sehr selten ausgebaggert. An den größeren Seitenzubringern, die in den Kompetenzbereich der Wildbach- und Lawinenverbauung fallen (z. B. Gerlosbach), gibt es Geschieberückhaltesperren. Aus diesem Grund ist eine Räumung am Ziller nur fallweise dann notwendig, wenn sich im Zuge eines Ereignisses ein Geschiebepfropfen bildet. Jene Flächen, die das Bett eines öffentlichen Gewässers und sein Hochwasserabflussgebiet bilden, werden als öffentliches Wassergut bezeichnet. Im Grundbuch eingetragener Eigentümer ist die Republik Österreich. Das öffentliche Wassergut dient vor allem der Erhaltung der ökologischen Funktionsfähigkeit der Gewässer, dem Schutz ufernaher Grundwasservorkommen, dem Rückhalt und der Abfuhr von Hochwasser, der Instandhaltung der Gewässer und Wasserbauten sowie der Erholung der Bevölkerung. Für Tätigkeiten, die über den Gemeingebrauch hinausgehen, bedarf es einer Zustimmung des Verwalters des öffentlichen Wassergutes.
Müssen wir Zillertalerinnen und Zillertaler uns Sorgen machen, bzgl. eines Hochwassers?
Der kommissionierte Gefahrenzonenplan des Zillers ist die Grundlage für die Beurteilung der Gefahren. Er zeigt, welche Flächen bei einem 100-jährlichen Hochwasserereignis überflutet werden, wie hoch das Wasser steht, und wie schnell es fließt. Im Gefahrenzonenplan werden rote, gelbe und rot-gelbe Zonen unterschieden. Beträgt die Wassertiefe mehr als 1,5 m und die Fließgeschwindigkeit mehr als zwei Meter pro Sekunde, ist eine rote Gefahrenzone ausgewiesen. Überflutungsflächen, deren Werte darunterliegen, sind gelbe Gefahrenzonen. Jene Flächen, die für den Hochwasserabfluss und den Hochwasserrückhalt freigehalten werden müssen, werden als rot-gelber Funktionsbereich dargestellt. Zeigt der Gefahrenzonenplan, dass ein bestehendes Siedlungs- und Gewerbegebiet von einer Überflutung bedroht ist, kann die Gemeinde ein Schutzprojekt beantragen. Nach der Umsetzung der Schutzmaßnahmen wird der Gefahrenzonenplan angepasst.
Was kann sich unsere Leserschaft unter dem Begriff Gewässeraufsicht vorstellen?
Die Gewässeraufsicht umfasst die Aufsicht über Gewässer und Wasseranlagen und gliedert sich in vier Teilbereiche: die Gewässerzustandsaufsicht, die Gewässergüteaufsicht, den Grundwasserschutz und die Gewässerpolizei. Die Gewässerzustandsaufsicht, welche in das Aufgabengebiet des Baubezirksamts Innsbruck, Fachbereich Wasserwirtschaft fällt, überwacht den Zustand der Gewässer sowie der Ufer.
Liebe Frau Ganaus, wir danken herzlich fürs Gespräch und wünschen Ihnen viel Geschick und Geduld als Abteilungsleiterin. Alles Gute für Ihre Arbeit!
M.W