„Des weacht schu mehr“ – mit einem Stamperl Magenbitter
Magenbitter mit frischem Löwenzahn selbst machen
Die heimische Kräuterwelt hat mehr zu bieten als Hustentee, Kresse für Kartoffelsalat und Kräutersalz. „A gscheidå Mågnbitter“ ist das A und O jeder Zillertaler Hausapotheke. Bei mir ist es allerdings anders. Das Platzl, wo immer der Schwedenbitter der Großmutter stand, ist schon länger vakant. Leer. So wie es halt ist, wenn die Großmutter, die man liebte und die für diese Dinge zuständig war, nicht mehr ist. Auf der anderen Seite ist es gut, dass man an die Nane denken muss, die für alle und jedermann da war, immer was Gutes aus dem Kittelsack zauberte oder – passend zum heutigen Thema – ein Stamperl Magenschnaps einschenkte und meinte: „Des weacht schu mehr.“
„A Mågnschnapsl“ war für meine Oma immer die erste Alternative, wenn´s darum ging, Bauchschmerzen zu beruhigen, Magenkrämpfe zu lindern. Schnell holte sie ein dickes Stamperl aus der schweren Kredenz, die den größten Raum in der „åltn Kuche“ selbstbewusst einnahm und schenkte ein. Meine Nane zeigte sich stets gebefreudig. Das war eine der vielen positiven Eigenschaft en von ihr: Großzügigkeit. Na ja, die gute alte Zeit …
Für alle, die gehaltvolles Essen lieben, die von richtig guten Speisen nicht genug bekommen können, für all diejenigen, schreibe ich heute. Denn genau dann, wenn der Magen sich meldet, weil er vor Überfüllung schließen muss, wenn man sich kaum mehr riegeln kann, sich käferartig und plump fühlt, nicht weiß, ob man lieber furzen oder rülpsen sollte, genau dann bist du hier richtig.
Geschmacklich kann man bezüglich Magenbitter eventuell ein Streitgespräch anfangen, die aromatische Strenge ist nicht Magenbitter mit frischem Löwenzahn selbst machen „Des weacht schu mehr“ – mit einem Stamperl Magenbitter für jedermann. Geschmäcker sind eben verschieden. Wie gesagt, die geballte Ladung an unangenehmer Herbe, die volle Power der Bitterkeit, gepaart mit einem Schuss Alkohol, „muasch amol zeacht dapåckn“. Aber mit Sicherheit ist es was Außergewöhnliches. Und das Beste: Magenbitter wirkt, er macht freier, man fühlt sich leichter. Aber wie mache ich guten Magenbitter? Auch dafür haben wir eine Lösung:
Zubereitung
Du benötigst Nelkenwurzwurzel, das ist jene, die mit der typischen Nelke, die wir als Gewürz verwenden, nichts zu tun hat. Sie heißt nur deshalb so, weil ihre Wurzel an zarten Nelkenduft erinnert. Die Nelkenwurz ist bei uns besser bekannt unter dem Namen Benediktinerkraut. Na ja, auf jeden Fall brauchst du ungefähr 15 g davon und 80 g Löwenzahnwurzel, am besten frische, aus der Erde ziehen, sauber abwaschen und klein hacken. Hinzu kommen 80 g brauner Kandiszucker. Diese drei Zutaten füllst du in ein großes Glas und übergießt sie mit einem Liter Schnaps. Für mindestens sieben Wochen auf einen warmen Platz stellen, manchmal umrühren und immer darauf achten, dass die Wurzeln mit Flüssigkeit überdeckt sind. Dann abseihen, abfüllen und sich manchmal ein Stamperl gönnen.
Und noch was
Wir möchten noch die Frage, wozu ein richtig guter Magenbitter in der Lage ist, beantworten. Er regt die Lebertätigkeit an, fördert den Gallenfluss, Magen- und Bauchspeicheldrüse werden auf Vordermann gebracht, und er wirkt grundsätzlich verdauungsfördernd und appetitanregend. Na dann, wünschen wir noch „Gsundheit und Prost“!
Die Redaktion