A bsundre Zeit
Franz Wechselberger
Und wieder brinnen die Kechzn in unruhiger Zeit; aber freititz enk, denn bald ischt Weihnachten bald is soweit.
A besondere Zeit, besondere Tage und ua besondere Nacht, die Heiligea Nacht. A de Tage geaht eppas Geheimnisvolles in uns vor, mir weagn stiller, mir denkn nach, mir weagn vu schöne und traurige Erinnerungen erfüllt.
Was ischt gschechn? Woher kimmt de seltsuma, geheimnisvolle, friedliche Stimmung? Mir wissen um des Wunder vor 2000 Jahr in Betlehem, von der Herbergsuche, dem Kindl a der Krippe und vu den Steagn, der den heiligen 3 Königen den Weg gezoagt hat.
Darn denk i grod, als i an an einem Dezemberabend aus`n Fenschter schau. Die Staßenlutere auf der andag Seit schickt a bissl Liacht bis zu meinem Fenschter. Es hat a bissl zun Schneibm ugfongt.
I kinnat die Schneealockn wohrschneinlacha niet sechn, wenn nit des Liacht vu der Lutere auf der uan Seite der Stroße war. I siech die Schneeaflocken schwebm, es ischt a ganz leichter Tanz um die Lutere umma. Es ischt a Tonz wie ihn nur Schneeaflocken kinnint.
Auf mei Fenschterbank londn a paar Schneeaflocken, die eachtn a denn Johr.
Soll i des Fenschter auf machen? Es ischt nit kalt, kua Nachtfroscht.
Die Schneeaflocken auf der Fenschterbank hent filigrane weiße Schönheitn, so schiane in ihrer Winzigkeit, so einmalig, so wunderbor, dass se kua Künschtler schaffen kinnat.
I streck mei Hand aus. Do londit ua Schneeaflocke auf mei Hand. Mei bischt du schiane kluna Schneeaflocke. Kamm hun i ihr Schönheit begriffn, is se weck. A Wassertrupfn ischt übriggeblieben, nicht mehr.
Ischt Weihnachten in der Hecktik unserer Zeit a niet mehra als a Schneeaflocke auf der Hand, wenn mir ihr Schönheit begreifen und zu Staunen ufangen, ischt die Schneeaflocke bereits getaut, Vergangenheit.
Die Zeit Weihnachtn zu erleben und zu spüren weacht kichzer vu Johr zu Johr, des Wunder vu der heiligen Nacht, die Freude, und das Strahlen der Kinderaugen gehen unter, werden verdrängt von der nächsten Aktion, von der nächsten Nachricht.
Ehe man des Wunder Weihnachten begreift, ku Weihnachten bereits schu wieder vorbei sein. Vergangenheit.
Jo war do nit, jo war do niet de uralta Gschichte vu dem Wunder im Stall, und de altn Lieader, de Johr für Johr wieder gsungen weagn, war do nit de seltsame Stimmung, der Drang, Gutes zu tua und andern a Freude zumachen.
Jo und vor allem war do niet de Botschaft, des groaße Versprechn, des ins Menschn damals in der Heiligen Nacht vor 2000 Johr geben woagn ischt.
Des Versprechn,
Fried den Menschen auf Erden,
die guten Willens sind!
Am Burgschrofen | Foto: Chronik Mayrhofen