Mal ehrlich: Kannst du schwimmen? Gut schwimmen?
Kinder, Sport und Wasser …
Es ist ungefähr halb zehn am Donnerstagmorgen, eine Woche vor Ostern, als ich zum Telefon greife. Und ich habe Glück. Lala, ja, so heißt meine Gesprächspartnerin, hebt ab und wir „huagachten“ über Sport im Allgemeinen und besonders über ihre Leidenschaft, das Schwimmen. „Es ist soooo wichtig, dass junge Leute schwimmen können, dass man sie ein paar Minuten aus den Augen lassen kann“, meint Lala.
Ich treffe Lala, die auf langem Umweg rund um den Globus, unter anderem über Deutschland, Großbritannien und Frankreich, vor einigen Jahren zu uns nach Mayrhofen gezogen ist. Wir unterhalten uns, und sie erzählt darüber, wie wichtig es ist, dass man sich bereits in jungen Jahren daran gewöhnt, sich viel zu bewegen, Sport zu betreiben, in die Berge oder zum Schwimmen zu gehen …
Was hat dich ins Zillertal geführt, berufliche Entwicklung oder etwa die Liebe?
Ja, genau: Die Liebe. Meine Liebe zu den Bergen. Ich stamme aus dem Kaukasus, bin inmitten der verschneiten Gipfel aufgewachsen, und als ich mich vor einigen Jahren etwas länger in Mayrhofen aufgehalten habe, habe ich mich in diese Gegend verliebt und die Berge und Menschen, die ich hier kennengelernt habe, nicht mehr missen wollen.
Du bist doch theoretische Physikerin und Simultandolmetscherin. Wie bist du von Physik und Sprachen zum Schwimmunterricht gekommen?
Ich habe während meines Studiums in Heidelberg DLRG-Schwimmkurse geleitet. Hier in Mayrhofen habe ich am Schwimmretter-Kurs der ÖWR teilgenommen und bin überraschend darauf angesprochen worden, ob ich Schwimmunterricht beim Tuxer Summerfeeling übernehmen könnte. Ich finde es enorm wichtig, dass jeder sich sicher im Wasser bewegen kann, habe spontan zugesagt und bin dabeigeblieben. Bis heute. Kinder haben mindestens so viel Freude, sich im Wasser zu bewegen, wie im Winter auf den Pisten. Sie erlernen schöne Schwimmtechnik, das macht sie schnell, das Schnellsein wiederum macht noch mehr Spaß.
Diejenigen, die trainieren, sind meistens sportlich motiviert. Wie könnte man diejenigen erreichen, die sich lieber mit ihrem Smartphone beschäftigen?
Ich glaube, dass die sportliche Grundhaltung am besten in der Familie vorgelebt wird. Sport mit den Eltern, da fühlt sich das Kind geborgen und ist körperlich aktiv. Man könnte beim „Passivsport“ vor dem Fernseher aufmerksam sein, welche Sportarten das Kind interessieren, vorschlagen, sie beim Sportverein in der Nähe auszuprobieren. Wünschenswert wäre, wenn die Schule wöchentlich vier bis fünf Stunden Sport anböte, dann würden die Schulkinder schon fast an das gesundheitlich vorteilhafte Sportpensum herankommen.
Nun, nach der Corona-Zeit, wird Schulsport massiv gefördert. Es gibt zum Beispiel bei uns im Zillertal die von den Bundesministerien ins Leben gerufene „Tägliche Bewegungseinheit“ ein vom ASVÖ durchgeführtes Pilotprojekt. Die teilnehmenden Schulen bekommen dadurch Möglichkeiten, ihr Bewegungsangebot um eine Stunde wöchentlich auszubauen. Bei der Initiative der Bildungsdirektion „Tiroler Schulsportservice“ kann man dagegen ganz gezielt kompetente Trainer für bestimmte Sportarten engagieren. Hier wird zurzeit das Schwimmen besonders gefördert. Schwimmen ist nicht nur eine Sportart, sondern auch eine Entdeckung der dreidimensionalen Bewegung, eine lebensrettende Fähigkeit und eine Horizonterweiterung. Und dies hier bei uns, in den atemberaubend schönen Bergen.
Der schönste Lohn von Lalas Arbeit ist das Wissen, dass all ihre Schwimmschüler und Schülerinnen mit gutem Gewissen in die Badezeit entlassen werden können, sagt sie uns abschließend. „Und des isch bärig“, finde ich. M.W.
Nächster Schwimmkurs für Anfänger ist von 11. bis 15. April täglich in Hintertux, für Fortgeschrittene wöchentlich dienstags. Infos unter: Lala – 0677/63030709