Zum 20. Todestag von Vizebürgermeister Michael Stöckl
Gedenken an einen engagierten Zillertaler
Wie erstaunlich rasch die Zeit vergeht, erfuhren wir einmal mehr durch die Tatsache, dass wir am 22. November schon des 20. Todestages unseres geschätzten Gemeindemandatars und Vizebürgermeisters Michael Stöckl gedachten.
Michael Stöckl war von 1968 bis 1998 im Gemeinderat und im Zeitraum 1980 – 1992 Bürgermeister-Stellvertreter. Besonders zu verdanken ist ihm die damalige Ansiedelung der Firma AL-KO Kober in Ramsau, zumal damit viele Arbeitsplätze „gerettet“ werden konnten, welche durch die Schließung des Tuxer Magnesitwerkes freigeworden waren.
Vielen Leserinnen und Lesern wird er aber noch als Initiator des sogenannten „Tirolerhauses“, dem heutigen Myslakovice in Polen, in besonders guter Erinnerung bleiben.
Bekanntlich mussten im Jahre 1837 über 400 Personen jeden Alters wegen ihres protestantischen Glaubens das Zillertal verlassen und fanden im früheren Schlesien eine Bleibe. In Verbundenheit zur alten Heimat errichteten diese Vertriebenen ihre neuen Bauernhöfe im Zillertaler Baustil. Michael Stöckl befasste sich mit dem tragischen Schicksal dieser Menschen intensiver, als er 1994 in Mayrhofen an einem beindruckenden Vortrag eines Nachfahren dieser Zillertaler „Auswanderer“ teilnahm.
Bald darauf verschaffte er sich persönliche Eindrücke in Polen und ergriff dort die Chance, einen unbewohnten, großteils verfallenen Bauernhof zu kaufen.
Gemeinsam mit seinem Ahrntaler Freund Siegfried Ausserhofer von der „Union-Bau“ brachte er aus eigenem Antrieb beträchtliche finanzielle Mittel, aber auch viel Zeit, Organisationstalent und Geduld für die damals noch kommunistisch geprägten Bauarbeiter dieser Region auf, um seine Vision umzusetzen: Der renovierte Bauernhof sollte ein bleibendes Mahnmal zur Erinnerung an das Schicksal der Vertriebenen sein. Zu diesem Zwecke richtete Michael Stöckl im oberen Stock des Hofes ein Museum ein. Weiters sah Stöckl bereits damals die Gelegenheit, im zusammenwachsenden Europa und der damit verbundenen „Ostöffnung“ in verkehrstechnisch interessanter Lage dieses Hofes auf das Zillertal als attraktive Urlaubsdestination hinzuweisen. Kulinarisch unterstreichen wollte er diesen Werbeeffekt mit dem Angebot von Zillertaler Hausmannskost im Gasthausteil des Hofes.
Am 19. September 1998 – und dieser Tag ist für viele heute noch unvergesslich – eröffnete Vize-Bgm. Michael Stöckl im feierlichen Rahmen der Schützenkompanie Ramsau unter Hauptmann Georg Huber sowie der Bundesmusikkapelle Brandberg unter Kapellmeister Gerhard Anker mit sichtbarem Stolz das sogenannte „Dom Tyrolski“.
Aus verschieden Gründen gelang es leider nicht, den von Stöckl erdachten Verwendungszweck dieses Hofes über die Jahre dauerhaft zu verwirklichen. Besonders fehlte mit dem raschen Tod des stets mit jugendlichem Elan ausgestatteten Initiators der ständige Impulsgeber, sodass der „Tirolerhof“ letztlich sogar geschlossen werden musste.
All jenen, welche sich die Eröffnungsfeier am 19. September 1998 nochmals ansehen wollen, ist ab sofort die auf Zillertal TV befindliche Dokumentation empfohlen. Bei dieser Gelegenheit ein Dank an Norbert Wierer für die Bereitschaft!
Die Familiengeschichten der aus Glaubensgründen Vertriebenen sind von den Buchautoren Helga und Horst Bast (siehe auch www.1837-auswanderer.de) sorgfältig aufgearbeitet und dokumentiert.
AL Dr. Stöckl