Zu Besuch bei Sylvia und Martin, Landwirte aus Leidenschaft
Über „des ålmerische Leben“ Unterwegs im Floitengrund
Um diese Bilder zu machen, die diese Geschichte beschreiben, musste ich einige Kilometer fahren. Um genauer zu sein, über eine einspurige Straße bis zum Eingang des Floitengrunds. Ein Graben, der links und rechts von schroffen, steilen Felsen umrahmt und von einem schäumenden Bach getrennt wird. Ein Seitental voller Kraft und Naturgewalt. Die Floite …
Allrad rein, Berg rauf, dachte ich mir, damit ich kurz vorm Melken die Bauersleute antreffe. Rundherum nur raue Berglandschaft. Die Frische des sprudelnden Floitenbachs, die üppige Vegetation, die den Straßenverlauf säumt, die zufrieden grasenden Kühe, auf einem Stein eine schläfrige Eidechse im Sonnenbad, alles fast wie in Zeitlupe. So kam es mir vor. Wie gesagt, der Graben ist eher schmal, bis sich auf einmal die dicht gewachsenen Stauden und Gräser öffnen und eine Alm in Sicht kommt, eine hübsche. Die Tristenbachalm. Links davon ein großes neues Stallgebäude mit integrierter Almhütte. Die Alm der Familie Kröll, Britzerbauer aus Ramsau.
Die klassischen schwarzen Stallstiefeln, „zwoa Rechn“ an der Stallwand lehnend, der Geruch nach frischem Heu, natürlich auch eine „Sumpåfloige“ und dazwischen Kindergelächter … das empfing mich, als ich in die Nähe der Alm kam. Mit einem freundlichen Servus grüßten sie mich, die beiden, Martin und Sylvia, luden mich in die Stube ein, die wie früher getäfelt ist. Der große Ofen brachte mich gleich ins Schwärmen.
„A Schnapsl“ war dann schließlich Startschuss für den Rundgang …
Heimatstimme: Griaß di, Sylvia.
Servus Martin. Nun, wie geht’s euch denn hier heroben? Wie möchtet ihr das Leben auf der Alm beschreiben? Was fällt euch dazu ein?
„Diese Zeit, in der wir viel auf der Alm sein können – wir sind hier auf über 1150 m – ist für uns die schönste. Wir haben zwar viel Arbeit, teilen uns diese aber ein, genießen die Bergwelt und freuen uns mit unserm Vieh, dass es ihnen gut geht. Wir sind sehr froh, dass wir den neuen Stall haben. Früher mussten wir in aller Frühe reinfahren, melken, dann wieder raus und abends wieder auf die Alm.
Eine Strecke ist 18 km. Also täglich mindestens 72 km, das fällt jetzt zum Teil weg“, meint der Bauer.
Heimatstimme: Der Freilaufstall ist riesig und hoch. Er scheint nicht nur ziemlich neu, er wurde erst letztes Jahr umgebaut. Wie erging es euch mit dem Neubau? Und wie kann ein Landwirt die große Investition stemmen?
„In acht Wochen und zwei Tagen wurde alles errichtet, 880 m³ Beton verbaut, das sind 147 Betonmischer-Fuhren. Dieser Stall muss der Lawine standhalten, vor Steinschlag schützen und den nächsten Generationen dienen. Das wird er auch. Derzeit habe ich 27 Kühe, ein Kalb und fünf Schweine im Stall. Daneben weiden auf der Alm 13 Stück Jungvieh, und 15 freche aufgeweckte Ziegen sorgen dafür, dass die Stauden nicht zu viel Platz wegnehmen. Ja, und zu den Kosten … die sind natürlich gewaltig. Aber wir bauen ja für die nächsten Generationen mit. Und einiges von den Baukosten wird durchs Land ersetzt.“
Heimatstimme: Was waren denn die Schwierigkeiten? Oder besser gefragt: Gibt es unangenehme Situationen, an die unsere Leserschaft nicht denkt?
„Ja, das ist auf alle Fälle die Bürokratie. Die Auflagen der Wildbach- und Lawinenverbauung, die waren brutal. Auch die Höhe der Erschließungskosten, die Summe hat uns fast umgehauen! Aber ansonsten haben wir Spitzen-Betriebe, auf die man sich verlassen kann, sonst wäre die schnelle Umsetzung nicht möglich gewesen. Dafür sind wir dankbar. “
Heimatstimme: Habt ihr einen Wunsch, den ihr als Bauern an die Gesellschaft noch äußern möchtet?
„Wir appellieren gerne an die Wanderer, dass sie bitte mehr Rücksicht nehmen auf das Vieh, und die Hundebesitzer ihre Hunde an die Leine nehmen, nicht frei laufen lassen und die Futterflächen nicht verschmutzen.“
Mit einem festen Händedruck verabschiedeten wir uns. Fest ist auch mein Glaube, dass das Almerleben zu unseren tiefsten Wurzeln zählt, dass es eine sinnvolle Arbeit ist, die gebührend und stellvertretend für alle Bauern gelobt werden muss.
„Vergelt‘s Gott“ der Landwirtschaft!
M.W.