Wir trafen Frau Mag. Caroline Wanner aus Fügen
Mit einer Expertin im Gespräch

Die Zillertalerin gilt als Inbegriff einer fleißigen, strebsamen Frau. Sie ist mit bemerkenswerten Gaben ausgestattet, kennt scheinbar keine Doppelbelastung und übertrifft – biblisch gesprochen – alle Perlen an Wert. Nun ist es aber genug des Lobes, könntest du jetzt sagen. Aber genau in diese Woche passt das Lob. Denn es stimmt. Wir haben nicht lange suchen müssen, um fleißige Zillertalerinnen zu finden. Zum Beispiel Caroline, sie ist Psychologin und befasst sich mit Beratung, Diagnose und Behandlung verschiedenster psychischer Probleme.
Für ein Gespräch ist sie sofort bereit gewesen und hat spontan gemeint, sie hätte viel zum Thema Frauen zu sagen. Und das hat uns gut gefallen. Die hübsche Therapeutin, mit ihrem freundlichen Blick, konzentriert sich auf Gedanken und Gefühle ihrer Patienten. Bei ihr lernt der Patient zukünftige Schwierigkeiten selbst zu bewältigen. Wie das geht, das haben wir nachgefragt.
Liebe Caroline, zuallererst möchten wir gerne wissen, was hat dich spontan zum Gespräch animiert?
Erst einmal danke, liebe Monika, für die Möglichkeit, meine Beobachtungen, Gedanken und Gefühle mit der Leserschaft der Heimatstimme zu teilen. Das Bild der Frau hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Wo sich früher viele Frauen über ihre Rolle als Hausfrau und Mutter definiert haben, steht nun der Großteil auch im Beruf ihren „Mann“. Und da steckt für mich das Problem, dass sich viele Frauen an Männern messen. Ich finde, Frauen haben so viele tolle Eigenschaften, mit denen sie auf ihre Art die berufliche Rolle erfüllen können, wie beispielsweise mehr Ruhe, Gelassenheit und Emotionalität einfließen lassen, was wiederum das Gleichgewicht der beiden Geschlechter fördert. Hier muss ein Umdenken in den Köpfen passieren, damit sich auch die Erwartungen ändern.
Wie denkst du generell übers Frausein im Zillertal?
Im Zillertal ist es immer noch sehr wichtig, „fleißig“ zu sein. Von einer Frau mit der Doppelbelastung „Hausfrau, Mutter, Berufstätige“ wird viel erwartet und oft, wenn sich dieser Standard, den wir von Männern im Berufsleben kennen, nicht erfüllt, ist die Enttäuschung groß. Wir müssen uns aber bewusst werden, dass vielen Frauen immer noch die Hauptaufgabe der Erziehung zugeteilt wird.
Welche Probleme sind bei uns im Tal die größten?
Sehr viele Frauen leiden unter Panikattacken, was die oben geschilderten Probleme widerspiegelt. Es gibt kaum noch Freiräume des Entspannens und der Ruhe, und dann werden Tätigkeiten, wie die Begleitung der Kinder, zum belastenden Job. Ein großes Problem bei den Jugendlichen ist Drogenmissbrauch oder Abhängigkeit. Seit Corona hat diese Generation ihren Platz in der Gesellschaft nicht mehr gefunden und flüchtet sich in eine Welt des Nicht-Fühlens.
Wenn Frauen doppelbelastet sind und eine Verschnaufpause brauchen, was rätst du ihnen?
Unbedingt auf ein gutes Gleichgewicht zwischen beruflichen Tätigkeiten und Entspannung achten, die sogenannte work-life-balance, das heißt, immer wieder kleinere Pausen einbauen und überprüfen, wie es mir geht: Was geht mir durch den Kopf, was belastet mich. Dann versuchen, den belastenden Zustand entweder gleich in adäquater Selbstfürsorge zu lösen oder einen Zeitpunkt in naher Zukunft zu finden. Da Stress Panikattacken auslösen kann, generell darauf achten, was mir guttut, und was ich auf Dauer lassen muss, wenn möglich, Reizüberflutungen meiden, bewusst essen und trinken sowie meditieren.
Liebe Caroline, es ist super interessant gewesen, mit dir über das Thema mentale Probleme zu sprechen und übers Frausein zu plaudern. Vieles haben wir nicht gewusst. Wir danken dir sehr!
Die Redaktion