Wasser – was tun, wenn es schmutzig wird?
Man schüttet kein dreckiges Wasser weg, solange man kein sauberes hat!

Wir füllen unsere Wassergläser, holen uns Eiswürfel aus dem Kühlschrank – Zillertaler Gletscherwürfel versteht sich – es ist Montagsmorgen, Ende Juli, das Wetter wunderbar strahlend, die Jahreszeit temperaturmäßig auf dem Höhepunkt und wir: top motiviert und gut gelaunt, um dir diese Woche mal wieder eine tolle Firma zu präsentieren, die im wahrsten Sinne des Wortes für jede einzelne Zillertalerin und jeden Zillertaler sowie für Tausende Gäste arbeitet.
Wir fahren mit dem Radl talauswärts, biegen in Strass Richtung Brixlegg und fahren bald nach links zu jenem Betrieb, der mit dem Kürzel AIZ betitelt ist, welches für „Abwasserverband Achental-Inntal-Zillertal“ steht. Was dieser Betrieb macht, und was mit dem verschmutzten Wasser passiert, haben wir bei Geschäftsführer DI (HTL) Josef Dengg nachgefragt.
Lieber Josef, in einem Konrad Adenauer Zitat heißt es, man schüttet kein dreckiges Wasser weg, solange man kein sauberes hat. Wie gefällt dir dieser Spruch?
An und für sich ist der Grundsatz des Wassersparens der richtige Ansatz. Ressourcenschutz gründet auf Sparsamkeit, Sorgfalt und bewussten Umgang mit allen Materialien, die wir zum Leben brauchen, Wasser ist so ein fundamentales Gut. Die UN hat 2021 geschätzt, dass ca. 25 % der Weltbevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Deshalb ist es umso wichtiger, Wasser nur im unbedingten Ausmaß zu verbrauchen oder durch unser Handeln zu verschmutzen. Kläranlagen – wie die ARA-Strass – haben dann die Aufgabe, dieses Abwasser durch diverse Reinigungsschritte wieder in einen Zustand zu bringen, dass es ohne schädliche Auswirkungen in unsere Flüsse eingeleitet werden kann.
Nach anerkannten, modernsten Regeln der Technik wird Abwasser über das Kanalnetz aus Haushalt, Gewerbe und Industrie oder auch Regenwasser gesammelt und aufbereitet. Was passiert mit den Fäkalien? Kannst du unserer Leserschaft in groben Zügen die Recycling-Schritte erklären?
Beim Prozess der mechanisch-biologischen Abwasserreinigung entsteht aus Abwasser gereinigtes Wasser, welches in einen Vorfluter eingebracht wird. Rohschlamm wird infolge der Faulung zu Biogas und damit zur Energiegewinnung verwendet, und schlussendlich geht entwässerter Klärschlamm qualitätsabhängig in die Kompostierung oder in die Verbrennung. Zusätzlich entstehen im biologischen Abbauprozess CO2 (Kohlenstoffdioxid) und N2 (Stickstoff). Die Gase entweichen über die Wasseroberflächen in die Atmosphäre. Der mit anderen Materialien (Zuschlagstoffen) „verkompostierte“ Klärschlamm kann als „Bioerde“ im Landschaftsbau, bei der Rekultivierung von Tagebauflächen (Braunkohleabbau) oder in Baumzuchtbetrieben als Düngesubstrat eingesetzt werden. Als Düngemittel für die Landwirtschaft ist Klärschlamm 2000 in Tirol verboten worden. Sand und Schotter kann auf eine Reststoffdeponie verbracht werden.
Neben Betrieb, Instandhaltung, Sanierung und letztlich Ausbau des Kanalnetzes sind die Aufgaben sehr umfangreich. Was alles gehört noch dazu?
Das Hauptaugenmerk liegt in der Instandhaltung der Anlagen, sowohl bei der Kläranlage als auch bei den Kanalnetzen. Die ARA-Strass hat im Oktober 1989 ihren Betrieb aufgenommen und ist damit bereits 34 Jahre in Betrieb. Man kann sich, glaube ich, gut vorstellen, dass es bei einem Vollzeitbetrieb über 24 h/7 Tage pro Woche immer etwas zu tun gibt. Aber ebenso die Implementierung von Innovationen beim Betrieb der ARA mit modernsten Verfahrenstechniken gehört zu unseren Aufgaben. So ist mit einer „Triple-A-Verfahren“ bezeichneten Verfahrensumstellung eine Kapazitätserweiterung von 167.000 EW auf 200.000 EW (+20 %) erreicht worden, wobei kein einziges Becken neu errichtet und damit den Mitgliedsgemeinden und der Bevölkerung viel Geld erspart worden ist. Im Verbandsgebiet haben wir zwischenzeitlich einen Anschlussgrad von 99,2 % erreicht, so sind z. B. alle Restaurants und Lokale in den Skigebieten (auch der Hintertuxer Gletscher) an den Kanal angeschlossen.
Müssen Zillertalerinnen und Zillertaler Wasser sparen?
Wir haben zwar das Glück, beim Trinkwasser – durch unsere topografische Lage – fast den gesamten Bedarf über bestes Quellwasser abdecken zu können, trotzdem sollte für jeden Einzelnen ein sparsamer und bewusster Umgang damit eine Selbstverständlichkeit sein. Das Trinkwasser, das ich nicht verwende und damit nicht verändere und verschmutze, brauche ich auch nicht über die Kläranlage zu reinigen. Damit schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich spare Geld beim Trinkwasserbezug und bei der Abwasserentsorgung. Und das Ganze tut natürlich der Umwelt und dem Gewässerschutz insbesondere gut. Abschließend möchte ich noch persönlich anmerken, dass es hochwichtig ist, das WC und damit die Abwasseranlagen nicht illegal als Müllabfuhr zu missbrauchen. Ein, den heutigen Anforderungen und Vorgaben entsprechendes Entsorgungsverhalten jedes Einzelnen ist notwendig, um die erforderliche Funktionalität für den Abwasserbereich sicherzustellen!
Die Redaktion dankt herzlich für den interessanten Einblick in einen Bereich, den viele als Selbstverständlichkeit erachten, die Arbeit dahinter aber kaum wahrnehmen. Vergelt‘s Gott!
M.W.
- AIZ Geschäftsführer – Josef Dengg
Fotos: AIZ