Ruhige Zeit am Bauernhof der Familie Margit Emberger in Fügen
Bei der Haun Margit spielen im Winter die Sock`n & Zillertaler Doggln fast die Hauptrolle
Am Bauernhof der Familie Emberger in Fügen mit dem Hofnamen „beim Haun“ ist jetzt in der Winterzeit ein wenig Ruhe eingekehrt. Nur nach der gesunden Knolle, die reich an Kohlenhydraten und Nährstoffen ist, wird noch immer nachgefragt. „De Leit schatz`n in letschta Zeit wieda mehra insare regionalen Qualitätsprodukte direkt vom Bauernhof“, erklärt Margit Haun.
Die Margit, 79 Jahre jung, ist gerade beim „Holzeitrog`n“, als ich zu ihr in den Bauernhof komme. Margit kommt mir mit einem großen Holz Korb von der Tenn entgegen und meint, „du kommst gerade richtig“, winkt aber gleich ab, als sie meinen verdutzten Blick wahrnimmt. „I war grod ban uhoaz`n ban Heacht in da Kuchl.“ Wenn der Herd auf Temperatur kommt, möchte Margit darin einige Laibe Brot backen, die sie noch in der Speis stehen hat, weil der Teig noch ein wenig „gehen“ muss, wie die Bäuerin lächelnd meint. „Wir waren eine der letzten Bauern im Zillertal, die zum Brotbacken den Weizen dafür noch selber angebaut haben. Früher waren alle Bauern Selbstversorger“, erzählt Margit, die heute noch auf ihr Allheilmittel, das frische Sauerkraut, das im Spätherbst in einem Holzbottich eingelagert wird, schwört.
Meinen alten Herd möchte ich für viel Geld nit hergeben
Der Herd ist noch ein Überbleibsel vom seinerzeitigen Bauerngasthaus, genannt „beim Haun“. Margit lüftet mit einigen gezielten Handbewegungen die Ringe für die Herdöffnung, um nach dem Anzünden große Holzscheiter nachzulegen. Dabei fällt mir auf, dass Margit die Scheiter regelrecht inspiziert und bei einem sogar ein wenig Pech abkratzt und in ein Glas gibt. Auf meinen verwunderten Blick klärt mich Margit gleich auf. „Das Pech sammle ich für den Max E. aus Hart, einen alten Medizinmann, der daraus die besten Öle und Salben zubereitet, die beim ganzen menschlichen Bewegungsapparat heilen helfen.“
Anschließend zeigt mir Margit in der alten Stube ihre Schätze. Eine ihrer großen Leidenschaften ist das Stricken. Ihre handgestrickten Socken und Handschuhe aus Schafwolle, die im Winter besonders wärmen, sind besonders begehrt. Ihre Herzensarbeit im Winter ist aber die Herstellung ihrer geliebten Zillertaler Doggln, auf die sich schon ihre ganze Familie freut.
Margit erzählt mir noch von früher, von ihrem Opa, der besonders musikalisch und 65 Jahre bei der Fügener BMK gewesen ist, von ihrem Vater, der krank vom Krieg heimgekommen ist und von ihrer Oma, einer Spitzenköchin schon seinerzeit, als sie noch Köchin im Fügener Spital gewesen ist. Kaum zu glauben, aber in Fügen hat es damals, wo heute der neue Kindergarten ist, schon ein Spital gegeben.
Eines der Lieblingsgerichte der ganzen Familie ist die Ofenleber, natürlich nach Omas Rezept. Auf meine Frage nach ihrem Auto lacht die Bäuerin ganz herzhaft und zeigt mir gleich darauf ihren Auto-Ersatz. „Mein ‚Fend Traktor‘ ist zwar fast schon so alt wie ich selber, aber der bringt mich überall hin, und mit dem Traktor kennt mich jeder und grüßt mich schon von weitem.“ Es gäbe noch viel zu erzählen, aber dazu ein anderes Mal.
kawa
Fotos: Walter Kraiger