Königin der Instrumente, ein Meisterwerk von Orgelbauer Pius Erler
Traditionelle Zillertaler Handwerkskunst mit innovativer Technik, die Generationen überdauert

Das Zillertal ist nicht nur bekannt als touristischer Hotspot im Alpenraum, sondern auch ein lebendiger Wirtschaftsraum, in dem kreative Handwerkskunst und Innovation seit jeher tief verwurzelt sind. Die Orgel gilt seit Jahrhunderten als die Königin der Instrumente und hat eine lange Geschichte, die bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. zurückreicht. Keine Orgel ist wie die andere; jede ist optimal an die Akustik des Raumes angepasst, in dem sie erklingt.
In die Riege der Handwerkskünstler reiht sich ebenfalls Pius Erler ein, ein junger Orgelbauer aus Fügenberg, der kürzlich seine erste eigene Orgel vollendet hat. Mit mehr als eintausend einzelnen Bauteilen aus edlen heimischen Hölzern gefertigt, ist diese ein wahres Meisterwerk. Pius Erler hat sein Handwerk von seinem Vater gelernt, der aus einer Tischlerei-Dynastie stammt und in einer der renommiertesten österreichischen Orgelbauwerkstätte seine Ausbildung absolviert hat. In seiner fast vierzigjährigen Laufbahn als Orgelbauer hat Christian Erler zahlreiche beeindruckende Werke geschaffen und mehr als 20 Orgeln, darunter zwei Hausorgeln, gebaut. Seine erste Orgel ist für die Pfarrkirche in Finkenberg entstanden, gefolgt sind Orgeln für die Pfarrkirchen in Schlitters und Brandenberg. Sein größtes Werk, eine Orgel mit 26 Registern, hat er für die Pfarrkirche in Breitenbach am Inn gefertigt, um nur einige Beispiele zu nennen.
Vater als großer Lehrmeister
Im Jahr 2024 hat Christian Erler die Werkstatt an seinen Sohn Pius übergeben, der jetzt mit großer Leidenschaft und Präzision diese jahrhundertealte Tradition fortsetzt. Nach der Planung und einer fast einjährigen Bauzeit ist die erste Orgel mit 1482 Pfeifen von Pius in der Werkstatt in Schlitters in Handarbeit gefertigt, vollständig zusammengebaut und einer Vorintonation der Klangkörper unterzogen worden. Anschließend ist das Instrument wieder in alle Bestandteile zerlegt, zum Bestimmungsort, einer Kirche in Niederösterreich, transportiert, dort endgültig aufgebaut und nach einer abschließenden Intonierung und Stimmung feierlich übergeben worden. „Viele Menschen nehmen eine Orgel als selbstverständlich wahr, doch ohne sie wäre eine Kirche leer“, sagt Pius Erler. Hinter der kunstvollen Fassade eines Orgelgehäuses stecken unzählige Stunden Handarbeit, durchdachte Mechanik und fein abgestimmte Klänge.
Lange Geschichte im Kunsthandwerk in Fügen
Franz Xaver Nißl ist ein bedeutender Tiroler Bildhauer – seine Werkstatt hat sich am Rosenweg in Fügen befunden – und berühmt für die Altargestaltung, Kruzifixe und Krippen gewesen. Ebenso der bekannte Orgelbauer Karl Mauracher, der das weltberühmte Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ nach Fügen gebracht und es den Rainer-Sängern weitergegeben hat. Pius Erler führt dieses traditionsreiche Handwerk fort, sehr zur Freude seines Vaters, der mit Stolz sieht, wie sein Sohn das Erbe bewahrt und mit neuen Impulsen bereichert. Neben dem Bau neuer Instrumente widmet sich Pius gleichfalls der Restaurierung historischer Orgeln. Mit Fingerspitzengefühl und tiefem Verständnis für die Technik und Geschichte dieser ehrwürdigen Instrumente sorgt er dafür, dass ihr Klang für kommende Generationen erhalten bleibt. Mit seinem ersten selbst gefertigten Instrument hat Pius Erler nicht nur ein Stück Handwerksgeschichte geschrieben, sondern außerdem gezeigt, dass das Orgelbauhandwerk im Zillertal eine lebendige Zukunft hat.
kawa
