Ist das Zillertal bereit für die Energiewende? Bereit, Strom zu sparen?
Energieberater Sepp Rinnhofer nimmt Stellung zum Thema Energieverbrauch & -sparen
Unter dieser Überschrift wurden in der letzten Heimatstimme (29/2022) seitens der Redaktion diese beiden Fragen gestellt und gebeten, einmal über diese Dinge nachzudenken.
Mit 4,45 kWh/Haushalt und Tag wurde der statistische Stromverbrauch pro Haushalt im Zillertal beschrieben. Dies sind ca. 1.624 kWh pro Jahr und Haushalt.
Zum Thema Energiewende und Energiesparen fallen mir immer zwei Dinge ein.
1. Tirol 2050: Das Land Tirol (Landesregierung) hat im Jahre 2014 beschlossen, bis 2050 energieautonom zu werden. Das bedeutet, dass im Jahr 2050 in Tirol über das ganze Jahr so viel Energie produziert wird, wie verbraucht wird und dass man komplett in allen drei Bereichen (Mobilität, Gebäude, Produktion) ohne fossile Energieträger auskommt. Dazu wurden folgende „Leitsätze“ erarbeitet: (www.tirol
2050.at/unser-ziel/szenarien)
Um die Energieautonomie zu erreichen, muss der Energiebedarf in Tirol annähernd halbiert und vollständig aus erneuerbaren, heimischen Energieträgern gedeckt werden. Wasser, Holz, Sonne und Erdwärme – all dies ist in Tirol reichlich vorhanden.
Wenn diese Ressourcen klug genutzt werden, kann Tirol seinen Energiebedarf für Mobilität, Heizung und Stromversorgung bilanziell langfristig aus eigenen Quellen decken. Das fördert die regionale Wertschöpfung, schafft Arbeitsplätze, spart Kosten und schont Klima und Umwelt.
2. Seit 2016 oder sogar schon länger wird darüber gesprochen, die Zillertalbahn auf einen Betrieb mit Wasserstoff umzustellen. Über die Sinnhaftigkeit und Zukunft dieser Technologie in der Mobilität könnte man mehrere Seiten füllen.
Hier nur kurz die Energie-Sicht: In einer Präsentation aus dem Jahr 2019 wurde dargestellt, dass der tägliche Wasserstoffbedarf ca. 600 kg pro Tag = 219.000 kg/Jahr beträgt. Zur Erzeugung dieser Wasserstoffmenge sind 9.890 MWh pro Jahr nötig. Zum Betrieb mit einer Oberleitung wären 4.022 MWh pro Jahr nötig. Das heißt, aufgrund der Umwandlungsverluste (Strom – Wasserstoff – Speicherung – Strom) mit einem Wirkungsgrad von ca. 30 – 35 % werden ca. 5.868 MWh (bzw. 5.868.000 kWh) pro Jahr Strom „vernichtet“.
Umgerechnet auf die obige Zahl (1.624 kWh/Haushalt und Jahr) könnten mit dieser Strommenge also
ca. 3.613 Haushalte jedes Jahr mit Strom versorgt werden.
3. Daher die Frage: Können oder wollen wir uns so eine Stromverschwendung leisten? Es gibt ja für schienengebundene Fahrzeuge (Züge) eine über 100 Jahre erfolgreich erprobte Technologie. Die Wasserstoffnutzung (ca. 30 – 35 %
Wirkungsgrad) macht aus einem sehr energieeffizienten Antriebssystem (Elektromotor ca. 85 – 90 % Wirkungsgrad) ein ähnliches schlechtes wie der Dieselbetrieb (ca. 30 % Wirkungsgrad).
Bitte liebe Politiker (Bund, Land, Gemeinden) und lieber Zillertalbahn-Vorstand und -Aufsichtsrat, stoppt dieses energievernichtende Projekt. Wir können uns gerade in „Zeiten wie diesen“ aus zahlreichen Gründen diese Technologie für unsere Zillertalbahn nicht leisten, wenn wir an einem Weiterbestand der Bahn interessiert sind.
Danke aber auch an all jene (private und Unternehmer), die durch PV-Anlagen und vor allem durch Stromsparen einen wertvollen Beitrag zur Energiewende leisten.
Gerne kann ich auch weitere Infos geben. Kontakt bitte per mail sepp.rinnhofer@gmx.at
Sepp Rinnhofer, Mayrhofen