In memoriam Prof. Albin Moroder – geboren 6. Dezember 1922
Ein einzigartiger Mensch und großer Künstler
Kein Geringerer als der weit über die Grenzen des Zillertals bekannte Bildhauer und Maler Prof. Albin Moroder würde am 6. Dezember seinen 100. Geburtstag begehen. Grund genug, sich seiner herausragenden Persönlichkeit gebührend zu erinnern.
Am 6. Dezember 1922 in Schlitters geboren, entstammte Albinus Moroder einer berühmten Künstlerdynastie mit Ursprung in St. Ullrich im Grödnertal. Dieser begnadeten Familie entsprangen Künstler aus verschiedenen Richtungen, zwar mit Schwerpunkt Bildhauerei, aber auch bis hinein in die Musikszene, wie zum Beispiel der in Amerika bekannt gewordene Giorgio Moroder als langjähriger Komponist für die Musikikone Donna Summer.
Wie seine Brüder Klaus und Rudolf erlernte Albin das Handwerk von seinem Vater Otto Moroder. Internationale Aufenthalte bald nach dem II. Weltkrieg, beispielsweise beim legendären Bildhauer Henry Moore, führten Albin in eine modernere Interpretation der Bildhauerei, wobei die Skulpturen „Der Bischof“, „Mutter Erde“, „Das Paar“, „Der Kuss“ oder „Der Schrei“ nur exemplarisch neben vielen anderen anerkannten Werken als Spiegelbild des frühen Schaffens zu nennen sind.
Ausstellungen in Wien, Salzburg, Innsbruck, Frankfurt, Paris und London unterstrichen die internationale Reputation und Anerkennung dieses Zillertalers, der seine Wurzeln in Tirol in seiner humorvollen und leutseligen Art stets weltweit mit Stolz erwähnte. Zu den vielfältigen Talenten des streng katholischen Künstlers gehörte auch die Malerei, aber ebenso die Musik, und zwar mit der erstaunlichen Bandbreite von der Volksmusik des „Mayrhofner Trios“ bis zum mittelalterlichen Minnesang. Diese hochmusikalische Ader brachte gleichermaßen eigene Kompositionen, Texte und Interpretationen für den kirchlichen und weltlichen Bereich hervor. Im April 1994 konnte Albin Moroder in Anerkennung seines künstlerischen Schaffens die hohe Bundesauszeichnung der Ehrenprofessur in Empfang nehmen.
Das Ausnahmetalent Prof. Moroder machte aber niemals ein Hehl daraus, dass „das Kruzifix“ den höchsten Stellenwert seines künstlerischen Schaffens einnahm.
Spricht man mit seiner Witwe Christina, kommt diese immer noch ins Schwärmen, wenn sie über die besondere Ehre der privaten Audienz bei Papst Benedikt XVI am 3. November 2005 erzählt, wo Prof. Moroder in Rom das aus seinen Händen geschaffene „Papst-Kruzifix“ an den Heiligen Vater übergeben konnte, damals im Beisein des Salzburger Erzbischofes Dr. Alois Kothgasser sowie Prälat Dr. Hans Walter Vavrovsky, mit dem Albin seit dessen Wirken als Kooperator in Mayrhofen stets freundschaftlich verbunden war. Das Holz dieses Kruzifixes stammte übrigens aus der Astgabel eines im Garten des elterlichen Hauses Joseph Ratzingers befindlichen Zwetschkenbaums. Den „höchstpersönlichen“ Wert dieses Geschenkes unterstrich der Papst im Petersdom damals mit den dankenden Worten „etwas wirklich Besonderes“ erhalten zu haben.
Wohl kaum ein Künstler der Bildhauerei kann zurückblicken auf eine derart lange künstlerische Schaffensperiode, nämlich von über 60 Jahren, wie Prof. Albin Moroder. Zahlreiche Werke befinden sich im Besitz öffentlicher Einrichtungen oder eines Museums, beginnend am 2. Juni 1947 – als Tag seiner Meisterprüfung – mit der Holzskulptur „Heiland“ bei den Wörgler Friedhofsarkaden bis zur „Familiengruppe in Bronze“, seiner Geburtsgemeinde Schlitters an seinem 80. Geburtstag für die dortige Volksschule gewidmet.
Es würde den Rahmen dieser Rückschau überdehnen, sämtliche Werke dieses berühmten Zillertalers und deren Standorte aufzuzählen, aber es sei in diesem Zusammenhang für vertieft Interessierte das im Auftrag von Christina Moroder im Gemeindeamt Mayrhofen erhältliche Buch „Albin Moroder – Bildhauer und Maler – geliebtes, gelebtes Leben“ ebenso empfohlen wie die Besichtigung der Kunstwerke in der „Moroder-Ecke“ im 1. Obergeschoss des Marktgemeindeamtes.
Zu einem der optisch markantesten künstlerischen Vermächtnisse Albin Moroders zählt aber zweifellos die Bronzeskulptur „Gezügelte Kraft“ in der Werksgruppe Mayrhofen der damaligen „Tauernkraftwerke“, imposant stehend und beindruckend sichtbar am Parkplatz des Kraftwerkes.
Als großartiger Erfolg erwies sich die im Spätherbst 2017 durchgeführte Moroder-Ausstellung im Europahaus. Die ehrenden und berührenden Worte von TT-Redakteur Peter Hörhager als profundem Kenner des Lebenswerkes von Prof. Albin Moroder und seines Vaters Otto beindruckten die zahlreichen Besucher des Eröffnungsabends.
Derzeit befasst sich der Kulturausschuss der Marktgemeinde Mayrhofen mit Obfrau Burgi Huber, in Würdigung des berühmten Ausnahmekünstlers einen sogenannten „Moroder-Pfad“ zu errichten, der auf sämtliche im Ortsgebiet öffentlich sichtbaren Werke von Professor Albinus Moroder hinweist, wie z. B. die „Engelgruppe“ am Waldfriedhof aus 1955, die „Kreuzigungsgruppe“ am Familiengrab aus 1962, diverse künstlerische Gestaltungen von Hausfassaden bis zur Bronzegruppe „Trauer – Hilfe – Zuversicht“ am „Alten Friedhof“, eingeweiht zum 80. Geburtstag, und vieles mehr.
Prof. Albin (im Taufschein „Albinus“) Moroder war zeitlebens ein Mensch der Geselligkeit und des Familiensinns. Umso härter traf ihn der frühe Tod seiner ersten Frau Erika im Jahre 1979. Viele glückliche Jahre konnte er dann noch mit seiner zweiten Frau Christina verbringen, die im stets zur Seite stand und von der er oft in seiner humorvollen Art erzählte, ihr Herz durch seinen Minnesang beim Stanglwirt in Going erobert zu haben.
Leider war es Prof. Albin Moroder nicht mehr gegönnt, seinen 85. Geburtstag feiern und die hiezu geplante öffentliche Würdigung erleben zu können. Sein Ableben am 17. November 2007, sohin vor 15 Jahren, kam für alle überraschend.
Niemand hätte den im Moroder-Buch enthaltenen Nachruf in einem Satz besser zusammenfassen können als sein langjähriger Freund Josef Brindlinger mit den Worten „Albin Moroder hat durch sein großartiges künstlerisches Schaffen nicht nur all den stolzen Besitzern seiner Werke, sondern vor allem der Öffentlichkeit und seiner Nachwelt besondere Schätze als Vermächtnis hinterlassen.“
Diese treffsichere Beschreibung des großen Künstlers möge uns auch anlässlich des 100. Geburtstags dieser markanten Persönlichkeit in Erinnerung bleiben.
AL Dr. Stöckl
Fotos: privat