Gedanken zum Weltfrauentag
RAMSAU Gabi Schiestl, Rauchfangkehrermeisterin
Frauen spielen in der Gesellschaft seit jeher viele Rollen, seit einem Jahr durch Lockdown und COVID-Maßnahmen noch viel mehr als sonst: „Frauen aller Berufssparten, besonders auch viele Unternehmerinnen, haben in diesem Jahr noch einmal mehr gezeigt, was sie zu leisten imstande sind“, so Gabi Schiestl, Unternehmerin und Mutter zweier Töchter aus Ramsau im Zillertal. Sie ist dankbar für das, was sie erreicht hat, hat aber trotzdem noch einige Wünsche:
Ich wünsche mir, dass wir eines Tages diesen einen Tag „Weltfrauentag“ nicht mehr extra zelebrieren müssen, denn erst das würde bedeuten, dass wir die Gleichstellung der Geschlechter erreicht haben. Die Tatsache, dass wir die Welt immer noch auf diesen Tag aufmerksam machen müssen, heißt offensichtlich, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben. Die Chancengerechtigkeit zwischen Mann und Frau bleibt eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Ich bin dankbar für die Vorarbeit vieler Männer und Frauen, die erkämpft haben, was heute selbstverständlich ist.
Es war nicht immer so, dass Frauen an Wahlen teilnehmen, den Beruf frei wählen oder über die Familienplanung selbst bestimmen konnten. Denkt man nur daran, dass bis 1957 der Gehorsamsparagraf in das deutsche Recht eingebettet war. Dieser besagte, dass der Mann in einer Ehe über „alle Angelegenheiten des gemeinschaftlichen Lebens“ entscheiden durfte. Und dass eine Frau bis 1977 nur berufstätig sein durfte, wenn es „mit ihren Pflichten in Ehe und Familie“ vereinbar war …
und vergessen darf man auch nicht, dass Vergewaltigungen erst seit 1997 in der Ehe strafbar sind!
Rückblickend in meiner heutigen Position als Mutter, Ehefrau und Geschäftsfrau hatte ich das Privileg von Bildung, die mir ermöglicht hatte, meine gesteckten Ziele zu erreichen. Diesen Glauben an sich selbst und das notwendige Durchhaltevermögen hat aber leider nicht jede Frau. Am Weltfrauentag wünsche ich mir, dass Frauen mehr an sich selbst denken und an sich glauben, sodass die Gleichberechtigung eine Selbstverständlichkeit wird.
Um das Ganze nicht falsch zu verstehen, einen Satz zum Abschluss. Ich bin Frau und genieße auch jegliche Vorteile, die Frauen in unserer heutigen Gesellschaft haben. So lasse ich mir gerne einen Koffer tragen oder eine Tür öffnen.
Gabi Schiestl