Fügen entwickelt sich positiv
Sechs Fragen an Bürgermeister Dominik Mainusch zum Thema Dorfentwicklung und Bauen
Fügen ist mit knapp 4300 Einwohnern inzwischen die größte Ortschaft im Tal. Neben beeindruckenden Familienunternehmen, wie beispielsweise Binderholz oder Möbel Wetscher, kann die Gemeinde auf historische Denkmäler und auf ein starkes Unternehmertum stolz sein. Stark ist ebenso das Angebot: Sportliche Herausforderungen warten für Aktivurlauber, die Bergwelt rund um die Gemeinde erfüllt alle Wünsche für die ganze Familie. Das Dorfzentrum erstrahlt mit dem neuen Schlossplatz in frischem Glanz, Restaurants und Cafés laden zum Verweilen ein, auch die Erlebnistherme erfreut sich bei Jung und Alt bester Beliebtheit.
Lieber Herr Bürgermeister, einer großen, florierenden Zillertaler Ortschaft vorzustehen, bedeutet nicht nur Verantwortung Tag und Nacht, sondern erfordert zugleich einen Blick aufs große Ganze, über die Gemeindegrenzen hinaus. Unsere Leserschaft interessiert an erster Stelle das Thema Straße. Welchen Stand gibt es diesbezüglich? Was kannst du dazu sagen?
Fügen hat ob seiner Größe und regionaler Relevanz durchaus auch überregionale Verantwortung. Wir verstehen unsere Aufgabe gleichfalls als kommunaler Motor in der Region und versuchen positive Effekte auch über Fügen hinaus im Tal zu erzielen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Umfahrung Fügen. Wir wollen damit einen wichtigen Schritt zur verkehrlichen Entlastung im vorderen Tal setzen und gerade die Dörfer vor Ausweichverkehr schützen. Wir sind heute so weit wie noch nie. Das Projekt ist fertig geplant, bereits finanziert und gerichtlich bereits bestätigt. Aufgrund von außerordentlichen Revisionen beim Bundesgericht sind wir allerdings gezwungen, diese formale Erledigung abzuwarten. In der Zwischenzeit führen wir intensive Grundverhandlungen und erledigen die letzten Vorbereitungen für die Umsetzung. Ich bin optimistisch, dass im Jahr 2023 ein Baustart möglich ist.
Unter deiner Regentschaft wurde das ganze Areal im Zentrum neu gedacht und dementsprechend aus- und umgebaut. Wie werden die Tiefgarage und der Außenbereich angenommen?
Wie fast jede Gemeinde in Tirol, hat auch Fügen mit fehlenden Frequenzen im Zentrum und einigen Leerständen zu kämpfen. Wir haben deshalb eine Strategie zur Belebung entwickelt, die Einheimische und Gäste wieder ins Dorf zurückbringen soll. Der erste Schritt hierzu war die Errichtung eines großzügigen Dorfzentrums mit Wohlfühlcharakter. Die Tiefgarage ist für ein lebendiges Dorf Grundvoraussetzung. Die bisherigen Maßnahmen erfreuen sich bei unseren Bürgern bester Beliebtheit. Es ist eine Freude, zu sehen, wie wohl sich die Menschen in unserem Dorf fühlen. Jetzt geht‘s um die nächsten großen Schritte und die Belebung des Schlosses selbst. Der nächste Schritt wird die Etablierung einer traditionellen Gastronomie im Erdgeschoss sein.
Fügen beeindruckt durch große, schöne Hotelanlagen. In diesem Bereich hat sich viel entwickelt. Gibt es dazu Zahlen und Entwicklungsprognosen?
Fügen besticht aus wirtschaftlicher Sicht und einem ausgeglichenen Branchenmix. Darauf legen wir sehr viel wert, um ebenfalls wirtschaftliche Diversität sicherstellen zu können. Touristisch etablieren wir uns als Erlebnis- und Familienstandort. Zahlreiche Top-Häuser und viele kleinere unterstreichen diese Strategie. In Summe kann Fügen stolz sein auf knapp 250 Beherbergungsbetriebe mit insgesamt 4.900 Betten. Neue Hotelprojekte wollen wir in Fügen keine. Stattdessen unterstützen wir bestehende Betriebe beim Ausbau von Qualitäten und Investitionen in höhere Attraktivität.
Die Thematik des Wohnens wird nicht so schnell aus der Welt geschafft sein. Hat die Gemeinde hier bestimmte Überlegungen?
Leistbares Wohnen ist wohl eine der dringendsten und wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Alle politischen Ebenen (Bund, Land und Gemeinden) sind gefordert, das Ihre zu einer Besserung der mittlerweile unerträglichen Situation beizutragen. Als Gemeinde versuchen wir deshalb regelmäßig günstige Baugrundstücke für Fügener Häuslbauer anzubieten. In Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Bauträgern streben wir laufend danach, leistbare Wohnungen für unsere Familien zu errichten. Der größte Hebel zur Linderung des Problems liegt aber bei der Landespolitik. Dort kämpfe ich als Abgeordneter tagtäglich für strukturelle Reformen in diesem Bereich.
Schließlich noch eine gemeindeinterne Frage: Herr Bürgermeister, in jeder Gemeinde gibt es kleinere und größere bautechnische Ausbesserungsarbeiten und Aufträge: da ein Loch in einer Straße, dort ein verstopfter Kanal, hier ein umgestürzter Baum und so weiter. Wie viel Geld nimmt deine Gemeinde jährlich in die Hand, um die nötigen Instandhaltungsarbeiten zu leisten?
Erhaltung von Basisinfrastruktur, insbesondere des Straßennetzes, aber auch die Instandhaltung von Wasser und Kanal zählen zu den finanziell aufwendigsten Aufgaben der Gemeinde. Allein die Erhaltung des Straßennetzes verschlingt jährlich knapp 200.000 Euro. Für Wasser, Kanal und Glasfaser wenden wir rein für Instandhaltung etwa noch einmal das Gleiche auf.
Noch etwas: Gibt es ebenfalls etwas Lustiges zu erzählen? Ist dir im Zusammenhang mit Bauen was Nettes passiert, das unsere Leserinnen und Leser wissen dürften?
Es gibt viele lustige und freudvolle Momente in der Gemeindepolitik. Beim Thema Bauen sind es aber oft sehr berührende Momente. Viele junge Familien stehen bei der Schaffung von Wohnraum aufgrund der Kosten vor schier unlösbaren Herausforderungen. Als Gemeinde versuchen wir deshalb zumindest rechtliche Hürden beim „Draufbauen“ aus dem Weg zu räumen, um so den Traum von den eigenen vier Wänden zu unterstützen. Wenn man spürt, wie erleichtert viele dann sind, dann überträgt sich diese Freude auch auf einen selbst. Es ist mir stets ein Anliegen, den Bürgern so unkompliziert und unterstützend wie nur möglich zu begegnen.
Die Zillertaler Heimatstimme wünscht dir weiterhin viel Geschick und Feingefühl für alle Herausforderungen, die noch kommen. Alles Gute und herzlichen Dank für das Gespräch!
M.W.
Mit Stand 30.04.2022 verfügt Fügen über:
- 248 Hotel- und Beherbergungsbetriebe (inkl. Kleinstbeher- bergungsbetriebe/Privatzimmervermietung)
- 4903 Betten
- Dabei gibt es in der gewerblichen Wirtschaft 2.276
Beschäftigte in 185 Dienstgeberbetrieben (Betriebe mit DV)
Auskunft TVB, WKO und Gemeinde Fügen
Titelfoto: Sautner