Fein, klar, kostbar – unser Wasser
„Grüß Gott“ beim Abwasserverband – ein Gespräch mit GF Dipl-HTL-Ing. Josef Dengg

Warum muss im Klärschlamm Wasser reduziert werden, welche Arbeiten werden täglich in der Kläranlage in Strass erledigt, und warum ist das WC keine Biotonne? Diese und ähnliche Fragen wollten wir beantwortet wissen. Von einem Experten. Deshalb vereinbarten wir einen Termin mit dem Chef persönlich, Dipl-HTL-Ing. Josef Dengg, Geschäftsführer des AIZ (Abwasserverband Achental, Inntal und Zillertal – mit Sitz in Strass).
Lieber Josef, erstens danke ich dir für deine Zeit, uns interessante Details in Bezug auf die Kläranlage zu schildern. Was kannst du uns über euren täglichen Arbeitsablauf erzählen?
Der Ablauf ist geprägt von den Bemühungen aus den rd. 30.000 m³ Abwasser, welches täglich in Strass ankommt, möglichst sauberes Wasser zu generieren, das unschädlich für die Umwelt wieder in den natürlichen Wasserkreislauf (Abgabe in den Inn) zurückgeführt wird. Als Nebenprodukt der mechanisch-biologischen Abwasserreinigung fallen rd. 6800 t entwässerter Klärschlamm (30 % TS) pro Jahr an. Dabei versuchen die 17 AIZ-Mitarbeiter diese Aufgaben möglichst ressourcenschonend und mit modernen Verfahrenstechniken umzusetzen. Die Aufgaben sind mannigfaltig, da wir ja über die flüssigen Abfälle sozusagen mit jedem Einzelnen in der Region indirekt in Verbindung stehen. Unabhängig ob Einwohner oder Gast, vielleicht nicht jedem bewusst, sind wir alle Kunden beim AIZ-Abwasserverband.
Die Entsorgung des Klärschlamms ist aufwendig und vor allem geldintensiv. Was kannst du uns dazu sagen?
Die derzeit anfallende Klärschlammmenge verursacht bei der weiteren Entsorgung, nach der Kläranlage (Transport mit Verbrennung oder Kompostierung), Kosten von rd. 700.000 Euro netto pro Jahr. Dies ist ca. ein Drittel unserer gesamten Betriebskosten. Da dieser Klärschlamm nach der Entwässerung über Zentrifugen nur ca. 30 % Trockensubstanz und rd. 70 % Wasser aufweist, ist diese Art der Entsorgung auf Dauer nicht wirtschaftlich, da wir sozusagen Wasser auf der Straße transportieren und durch den Verbrennungsofen jagen.
Deshalb installieren wir bei uns in der ARA Strass eine KS-Trocknungsanlage, um drei Mio. Euro netto. Mit der Inbetriebnahme der Anlage ist nach derzeitigem Stand im 1. Quartal 2025 zu rechnen. Mit dieser KS-Trocknung wird die Trockenmasse im Klärschlamm auf 90 % angehoben und das Wasser bis auf einen Restanteil von zehn Prozent entzogen. Dieser Prozess ist sehr wärmeintensiv und wirtschaftlich nur zu stemmen, wenn die erforderliche Wärmeenergie größtenteils als „Nebenprodukt“ der Biogasverstromung auf der ARA Strass gewonnen und auch genutzt werden kann. Die KS-Menge schrumpft dadurch auf ein Drittel der derzeitigen Menge und beträgt dann nur noch rd. 2.200 t pro Jahr.
Zusätzlich schreibt die neue Abfallverbrennungsverordnung vor, dass ab dem Jahr 2033 der KS in Monoverbrennungsanlagen zu verwerten ist und der Phosphor aus der entstehenden Asche recycelt werden muss. Damit ist die Errichtung einer KS-Trocknungsanlage ebenso ein wichtiger und frühzeitiger Schritt für die Umsetzung des zukünftigen und gesetzlichen Entsorgungsauftrages.
Noch eine letzte Frage: Dass das WC kein Öli ist, diese Überschrift findet sich auf eurer Homepage. Was heißt das genau?
Da wir immer wieder feststellen müssen, dass die Kanalisation als illegale Abfallentsorgung missbraucht wird,
sind wir durch Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit bemüht, das Umweltbewusstsein in der Bevölkerung dahin gehend zu steigern, dass die Entsorgung von Abfällen nicht über die Kanalisation zu erfolgen hat und zudem illegal ist, sondern dass Abfälle getrennt nach ihrer Art entsorgt werden müssen. Bezogen auf den Slogan „das WC ist kein Öli“ bedeutet das, dass nach dem Schnitzelbraten das Bratfett nicht in das WC gegossen werden darf, sondern über das in Tirol etablierte Ö l i – S y s t e m entsorgt werden muss.
Allgemein ist anzuführen, dass für Sonderabfälle Entsorgungssysteme bei den Recyclinghöfen in den Gemeinden (z. B: Bioabfälle, Verpackungen usw.) oder bei den Apotheken (Medikamentenrückgabe) eingerichtet sind, sodass eine illegale Entsorgung von Abfällen über die Kanalisation eigentlich nicht stattfinden darf.
Die Heimatstimme dankt noch einmal für die umfangreiche Auskunft und sagt zugleich allen „Vergelt‘s Gott“, die sich um sauberes Wasser bemühen, allen, denen die Umwelt nicht egal ist und allen, die sich Gedanken über die Zukunft machen, damit es weiterhin heißt:
Fein, klar, kostbar – unser Wasser!
M.W.ST