Eine wundersame Verwandlung … oder vom Sterben zu neuem Leben
Von der Raupe zum Schmetterling
Es gibt wohl kaum einen Menschen auf dieser Welt, der sich dem Zauber eines tanzenden Schmetterlings auf einer bunten Blumenwiese entziehen kann. Wenn wir diesen mit unserem Blick erhaschen, so denken wir impulsiv: „Wie schön er ist, dieser Schmetterling im Sonnenlicht …“
Erinnern wir uns angesichts dieses bezaubernden Moments an sein Dasein als Raupe vor dieser wundersamen Verwandlung? Wenn ich mich nun weiter in die Geschichte von der Raupe zum Schmetterling vertiefe, so ziehen Bilder durch mein inneres Auge und somit in mein Herz. Die Raupe schlüpft aus einem Ei. Sie bewegt sich fort, sammelt Nahrung und findet sich inmitten einer wunderschönen Schöpfung, unserer Natur wieder. Sie kann durchaus sinnliche Erfahrungen sammeln, anderen Lebewesen begegnen und das Grün der Wiesen sowie das wärmende Sonnenlicht genießen. Doch sie muss ständig Angst haben, nicht zertreten oder überfahren zu werden. Nach einer angemessenen Zeit als Raupe verpuppt sie sich, ist scheinbar tot und verwandelt sich dann in dieses flatternde Wesen, welches uns so verzaubert und das gen Himmel tanzt.
Angesichts dieses Bildes kommt mir so vieles durch den Sinn: Unsere derzeitige Weltsituation – wir fressen buchstäblich wie hungrige Raupen unsere Ressourcen auf. Ohne Rücksicht auf Verluste verbauen wir die Natur, beuten unsere Mitmenschen aus und schütten unsere Kinder mit dem Konsum digitaler Medien zu, anstatt ihnen echte Zuwendung und Zeit zu schenken. Wir Menschen vergeuden oft so viel an wertvoller Lebenszeit und Energie, nur um scheinbare Erwartungshaltungen der Gesellschaft zu erfüllen. Oftmals vergessen wir dabei, unser Herz sprechen zu lassen. Ich könnte hier noch Vieles aufzählen angesichts dieser gefräßigen und zerstörerischen Raupe „Mensch“. Es gibt allerdings auch schöne Metaphern zu dieser Verwandlung von der Raupe zum Schmetterling: Viele Menschen müssen beispielsweise, so wie ich, den Tod eines geliebten Menschen verkraften und gehen oftmals in ihrer Trauer durch tiefe Abgründe.
Wenn wir doch in dieser Trauerphase das Bild des Schmetterlings, der sich aus dem unscheinbaren Raupenkörper in dieses wunderbare Flatterwesen verwandelt, sehen könnten. Auch unsere Verstorbenen gleichen Schmetterlingen, die ins Licht und in die Liebe tanzen. Wir können sie sehen und spüren, wenn wir unsere inneren „Seelenaugen“ dafür öffnen und bereit sind, sie mit unserem Herzen wahrzunehmen. Unsere Verstorbenen sind nur physisch nicht mehr bei uns, ihre unsterblichen Seelen leben aber weiter in uns. Oft wird uns suggeriert, dass mit dem Tod alles endet, doch mit dieser Auffassung hätte unser irdisches Dasein keinen Sinn. So wie der Schmetterling zu neuem, zu leuchtendem Leben erwacht, so erwachen auch wir nach unserem physischen Tod zu neuem Leben in einer göttlichen Gegenwart. Zum Abschluss noch ein Zitat der berühmten Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross: „Geistiges Wachstum ist der einzige Grund unseres irdischen Daseins.“
Gedanken von Maria Kröll,
Finkenberg