Eine Recherche über ein kleines Wort mit großer Bekanntheit
Darf ich mich vorstellen? Ich bin die Jause, die Brettljause!
Was soll das, fragst du? Kennt ja jeder. Wirklich? Na ja, das Wort Brettljause ist schon geläufig, aber Bescheid wissen über einen Begriff? Das ist dann schon noch mal was anderes. Uns ist bewusst, dass ein Nachdenken über einen umgangssprachlichen Ausdruck keine große Frage der Gesellschaft ist, aber: Uns hat der Herkunftsname dieser Speise interessiert, wir haben recherchiert, gegoogelt, nach Indizien gesucht und siehe da, das Ergebnis ist spannend, zumindest für uns …
Die Brettljause hat ihren Siegeszug von Osten aus genommen. Im Steirischen zum Beispiel oder in Niederösterreich kennt man die Brettljause schon lange. Im Zillertal hat sich der Begriff erst durch den touristischen Zusammenhang etabliert. Davor hat man nur Zillertaler Dialektnamen gekannt, die für eine Mahlzeit zwischendurch verwendet worden sind und werden: „Neunang, Untang, Marend“, aber ebenso das „Kafätrinken“ inkludiert was Essbares. Meistens was Süßes oder zumindest ein Butterbrot.
Aber eins nach dem anderen. Zuallererst klären wir das Wort „Jause“. Dieser Begriff ist seit dem 15. Jahrhundert bezeugt. Es ist ein Erbwort aus dem Mittelhochdeutschen und dieses wiederum eine Entlehnung aus dem Slowenischen. Dort kennt man „juzina“, und das heißt übersetzt „Mittagessen“. Die klassische Nachmittagsjause war mit Sicherheit süß. Das belegen alte Zeitschriften und Zeitungsberichte. Im Artikel unten, der einen Ausschnitt aus dem „Blatt der Hausfrau“ wiedergibt, ist von Guglhupf die Rede und dass danach pikante Leckerbissen gereicht werden, sofern „der Herr ein Freund davon ist“. Auch Rezepte werden mitgeliefert. Der Beitrag aus dem Jahre 1909 beschreibt die Jause mit Gästen und liefert Zubereitungsmöglichkeiten gleich mit.
Die früheste Erwähnung in einer Zeitung vom zusammengesetzten Hauptwort „Brettljause“, haben wir mit der Jahreszahl 1966 gefunden, im Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Dort ist eine „Spezial Brettljause“ festgehalten, die man extra für eine Hochzeitsfeier in Niederösterreich kreiert hat. Der Imbiss am Nachmittag hat auf unseren Almen, in erster Linie durch die eigene Käseproduktion und in zweiter durch die lange Haltbarkeit des Specks oder der Dauerwurst, Aufwertung gefunden. Und diese ist wiederum an den Tourismus geknüpft. Wir vermuten, dass sich die pikante, deftige Brettljause durch den Aufschwung des Fremdenverkehrs in unseren Köpfen verankert hat. Daneben ist die süße Jause, das „Kaffätrinkn“, gleichbedeutend geblieben. Sozusagen wie Bruder und Schwester. Ein interessantes Fazit: Wir kennen alle die Brettljause, verwenden das Wort umgangssprachlich aber nicht, lesen es nur auf den Speisekarten.
Interessant, oder?
Quellen: https://de.wiktionary.org/wiki/Jause; https://anno.onb.ac.at
Letztlich hoffen wir in der Redaktion, dass wir uns das typisch Zillertalerische noch lange bewahren, dass bei uns noch ewig von „Neunang“ und vom „Marend“ die Rede ist. Das wünschen wir uns.
M.W.
Foto: R. W.