Die stillsta Zeit
Franz Wechselberger erzählt

Der November wor a Munat, den i eigentlach awal geang ghobt hu; es wogn kuane Fremden do bis an Juni und insere Eltern ham viel mehra Zeit ghobt für ins. Friagar wor des die stillsta Zeit an Johr.
I ku mi erinnern, wie die Gräber, de für Allerheiligen schiane hergerichtet, mit selber gemachten Blumengestecke geschmückt woren, am Allerheiligentag mit Schnea bedeckt woren. Es hot friagar meistens schu an November zuagschnieben; nit nur die Felder wogn weiß, sondern a die Stroßen waren schneeweiße Bänder. Ma gestrat. Des wor wichtig für die „Gfahre“ (Holzfuhrwerk) und für die Schlitten. Die Rösser ham freilach a tia eppas fallen lassen; do wor glei Strobl Hermann do und hot es Ärgste verraumt. A brauner Fleck ischt halt bliem. Wenn’s richtig kalt wor, aft hent die Rossäpfel gfrorn. Do hot’s noch der Schuale auf’n Huamweg die reinsten Schlachten geben. In der Hitze des Gefechts hot’s a sei kinnen, dass ma a Rosskugel derwuschen hot, de no noß und woach wor; wenn di so uana getroffen hot, wor des nimmer lustig.
Es wor a die Zeit zun Vögelfochn für’n Winter: a Moase, an Stieglitz oder an Gimpel. Wenn der Vogel a sei Steige gsungen hot, wor des sehr heimelig a der wormen Stube. An November ischt’s ja schu früah dunkel woang, und um 5e ham mir ins immer beim Sagschneider getroffen zum Rodeln im Schlangenzug über den Strassrerbichl, von der Holenzbrugge bis zun Knolln (Gasthof Strass). Die Rodelbahn wor ja autofrei, und bei an Fuhrwerk hot ma die Glocken schu vu Weitem g’hört. Außerdem wor unsere Rodelstrecke beleuchtet. Die Lampen woren aufgehängt von einem Haus zum andern: eine Straßenlampe vom Sagschneider zum Amor und eine Lampe vom Knolln (Strass) zum Fleischbankl (Metzgerei). Sischt hu i ja de Stroßenlampn nit mögn, weil des wor ban Schlofngiah an Zimmer ganz unheimlach -uamal hell, aft wieder dunkel, wenn’s bei an Sturm oder Föhn de Lampen hin- und hergschaukelt hot. Eines Tages treffn mir ins mehr zum Rodeln, aft wor ban Amor wia jeds Johr der Krampus in der Auslage. Wenn ma do ze nochnt zu der Scheibe zuachn gangen ist, aft hot der mit die Hände gegapelt. Des wor des Zeichen, dass es aufn Nikolaus zuageaht, und do hot des Rodeln für a gewissa Zeit aufghört, weil ma nimmer sicher wor, ob nit der Krampus schu aufn Weg ischt. Eigentlich bleib i heit no dabei, dass der November die stillsta Zeit im Jahr ischt und nit der Dezember.