Die Mystik und Kraft ausdrucksstarker Bilder
Künstlerin I.da verbindet Altes mit Neuem und geht kreativ ganz eigene Wege

„Ich ehre und nehme das ALTE – erweitere, lass entwickeln, veredle, vergolde, verbinde, vernetze, öffne zur Freiheit für neue Strukturen“, lautet das Motto von Silvia Ida Wurm. An den „Tagen der offenen Ateliers“ am 3. und 4. Juni öffnet die bildende Künstlerin ihr atmosphärisches „Müllnerhaus“ in Stumm und gibt Einblick in ihr vielseitiges Schaffen.
Seit die Dipl. Lebens- und Sozialberaterin im letzten Jahr ihre Coach- und Beratertätigkeit eingestellt hat, geht sie als „I.da – Ich bin da“ nun vollständig in ihrer bereits in der Kindheit sich herauskristallisierten Leidenschaft fürs Malen, Zeichnen und Schreiben auf. Hat sich die in verschiedenen Sommerakademien sowie Kultur- und Kunst-Vereinen ausgebildete Malerin über viele Jahre ebenso der naturalistischen und abstrakten Malerei wie dem Akt gewidmet, gilt zurzeit ihre Aufmerksamkeit bevorzugt der Übermalerei. Einst von großen Meistern wie Picasso, van Gogh, Vermeer, da Volterra und weiteren praktiziert, um teure Leinwand zu sparen oder etwas zu verändern, haben Joseph Beuys’ kritisch wie herausfordernde Kunstobjekte und 2013 Georg Baselitz geschwärzte Bilder dem Übermalen eine neue Bedeutung versetzt. Zudem ist die Übermalung im 20. Jhd., besonders in den 70er-Jahren, verstärkt eingesetzt worden, nämlich im Zuge einer Auseinandersetzung von Malerei und Fotografie mit Fokus auf spezielle Fragestellungen. Mittlerweile gilt Übermalen als neuer Weg und Ausdruck der bildenden Kunst.
I.da, deren Bilder längst in Banken, Arztpraxen, einer Steuerberatungskanzlei, einem Geschäftshaus in Klagenfurt sowie in privaten Haushalten Teil der Einrichtung geworden sind, möchte mit dem Übermalen eine Verbindung von Altem und Neuem schaffen, ohne dabei das Alte zu zerstören, sondern dem Gewachsenen Wertschätzung und Raum geben. Das ganz persönliche Anliegen der Schülerin von Koryphäen wie Prof. Fritz Martinz, Ulrike Stubenböck und Willi Bernhard ist es, das Schwere der vergangenen Zeiten zurückzulassen, Neues entfalten und entstehen zu lassen. „Dies kann man auch in meinem über 500 Jahre alten Haus, das mit einem neuen, modernen Teil versehen worden ist, wiedererkennen.“ Wurzeln zu ehren und Neues entstehen zu lassen, alte Blockaden aufzulösen, neue Möglichkeiten zu entfalten und entdecken kennt die Kunstschaffende – aus deren Hand schon Wandmalereien, Taufbilder und Stammbäume nach dem keltischen Baumkreis, kreative Bastelarbeiten im kunsthandwerklichen Bereich sowie die Illustration eines Kinderbuchs entstanden sind – gleichfalls aus ihrer Tätigkeit als psychologische Beraterin – Beruf und Berufung also als harmonische Symbiose.
Zum Thema Übermalen verwendet I.da Ansichtskarten aus den Sammlungen ihrer Vorfahren, überträgt diese mittels Transfertechnik und übermalt sie mit neuen Strukturen, Linien und Farben. „Linien, Wege, die untypisch und unregelmäßig sind, haben mich immer angezogen. Man findet diese Linien u. a. in der Natur, in Felsspalten, auf Bäumen, in Wurzeln und in der Bewegung des Wassers“, erklärt die ebenso zertifiziert-neuzeitliche „Hexe“, die gerne mit verschiedenen Federn wie Rohr- oder Hühnerfeder arbeitet und manche Bilder stimmig vertextet.
Neuen Forschungen zufolge, liegt diesen Linien eine eigene schöpferische Schwingung zugrunde, die bei Betrachtung oder Ausführung neue Vernetzungen in der Zellstruktur des Menschen ermöglichen sowie Blockaden und alte Muster auflösen. „Die Übermalung mit meinen Linien habe ich bereits vor dieser Information praktiziert, und nun freut es mich umso mehr, da meine Postkarten ja alle aus der Zeit um 1900 bis nach dem 2. Weltkrieg stammen. Wer weiß, ob aus dieser Zeit nicht alte Blockaden mit den Bildern gelöst werden.“
Die Räume ihres künstlerischen Schaffens öffnet I.da an den „Tagen der offenen Ateliers“ jeweils von 13 bis 19 Uhr und freut sich auf regen, kreativen Austausch. gm
- Übermalung mit Acryltinte & Antiktusche: Stumm um 1900.
- Bild in Mischtechnik mit einer Ansicht von Mayrhofen um 1900.
Fotos: Gabriele Maricic-Kaiblinger