Birgit Gruber, Mesnerin aus Leidenschaft in der Pfarrkirche Uderns
Eine bemerkenswerte Frau mit unermüdlichem Engagement für das Wohl der Gemeinde

Die Lebensgeschichte von Birgit Gruber, geborene Prosch, ist eine eindrucksvolle Erzählung voller Tatkraft und Hingabe. Geboren am 20. Februar 1967, kam Birgit unter extremen Bedingungen zur Welt. An einem tief verschneiten Wintertag, an dem die Zufahrtsstraße am Schlitterberg wegen des meterhohen Schnees unpassierbar war, hatte Martin Prosch improvisiert und seine hochschwangere Frau mit einem Hornschlitten in einer abenteuerlichen Fahrt ins Tal gebracht, wo kurz darauf Birgit das Licht der Welt erblickte.
Birgit wuchs mit noch vier Geschwistern auf dem Heißnhof, dem Bauernhof ihrer Eltern, am Schlitterberg in recht bescheidenen Verhältnissen auf, die von den Nachwirkungen eines Lawinenunglücks geprägt waren. 1954 wurde der Heißnhof durch einen Lawinenabgang vollständig zerstört, wobei die Familie ihr ganzes Hab und Gut verlor. Dank der Unterstützung der Nachbarn konnte die Bauernfamilie Prosch bis zum Wiederaufbau ihres Bauernhofes vorübergehend beim benachbarten Mentlhof unterkommen.
Als älteste von fünf Geschwistern musste Birgit schon früh Verantwortung übernehmen. Nach der Hauptschule in Fügen, wenn um diese Zeit kein Schulbus zugegen war, musste Birgit des Öfteren ihren Heimweg zu Fuß antreten, der in gut einer Stunde zu bewältigen war. Nach der Haushaltsschule arbeitete Birgit viele Jahre in der Küche des Altersheims Weidach in Schwaz, das von den Zamser Klosterfrauen geführt wurde. Dort lernte sie alles über die Selbstversorgung aus dem großen Klostergarten, von der Gartenarbeit bis hin zum Rupfen von Hühnern und dem Aufarbeiten von Schweinen. Das Altersheim wurde ausschließlich von Frauen betrieben, wobei eine Nachtschwester die Ein- und Ausgänge kontrollierte.
Familienzuwachs in Uderns
Birgits Privatleben nahm eine entscheidende Wendung, als sie nach einer dreijährigen Freundschaft mit einem jungen Mann aus Gallzein ihren späteren Ehemann Friedl Gruber vom Stummerberg kennenlernte. Bereits ein Jahr später, mit nur 21 Jahren, heirateten die beiden, und noch ein Jahr später kamen schon ihre Zwillinge zur Welt. Anfangs lebte Birgit mit ihrem Mann bei dessen Familie am Stummerberg, doch Platzmangel führte dazu, dass sie sich um eine eigene Behausung umsehen mussten und schließlich in Uderns ein Haus kaufen konnten. Birgit Gruber hatte es geschafft , aus bescheidenen Anfängen heraus eine warme und liebevolle Familie zu gründen und dabei stets ihre Wurzeln und Werte zu bewahren.
„Wenn´s am Berg zon Hagn isch, helf`n ma heit nu alle zomm, weil bo de steilen Bichl brauchts a jede Hond.“ Birgit und ihr Mann Friedl bekamen vier Kinder Bis auf die Jüngste gründeten bereits alle eine eigene Familie. Friedl war 39 Jahre lang leidenschaftlicher Briefträger in Kaltenbach und ist jetzt in seinem Ruhestand mit der gleichen Leidenschaft Jäger, Heger und Pfleger im Revier von Martin Soier.
Vereins- und Familienmensch
Neben der Hausarbeit und der Erziehung ihrer Kinder ist Birgit Gruber seit über 20 Jahren als Mesnerin in der Pfarre Uderns tätig. „De meischtn Leit muan, wenn i mit`n Klinglbeitl geh, nocha wors des schua, oba als Mesnarin hascht natürlach nu viel mehr Aufgob`n.“ Neben vielen anderen, sind die Hauptaufgaben, die viel Zeit in Anspruch nehmen, die Betreuung aller Kerzen in der Kirche, das Waschen der Altarwäsche und der Kleidung der Ministranten, die je nach Anlass verschiedene Farben tragen. Viel Zeit nimmt auch der Blumenschmuck in Anspruch.
Dabei hilft ihr aber seit einiger Zeit ihre Tochter Elisabeth, die Floristin bei Gartenbau Kerschdorfer ist. Seit über 25 Jahren putzt Birgit zudem die Uderner Kirche.
Wie Birgit erzählt, „tuats an Summa, wenns außen truck’n ischt, gonz guat mit’n Dreck, oba wenn’s regnet oda an Winta, wenn’s nass und schneeig ischt, schaut’s noch an Kirchgong oft schua wild aus in das Kirch.“ Und was „alls so hint’n bleibt in da Kirch“, will Birgit gar nicht auf zählen, wie sie sagt. Ein großes Herz zeigt Birgit außerdem für die Uderner Vereine, für die sie zu verschiedensten Anlässen Kuchen und Kiachl backt. Birgit fertigt für sie auch den Teig für die Zillertaler Krapfen und treibt daraus oft über ein tausend Blattlang heraus, die dann von den Uderner Ortsbäuerinnen nach alten Rezepten gefüllt werden. „Kuscht da woll vierstelln, wias ba mir in da Kuchl danoch ausschaut“, sagt sie und lacht.
Trotz ihrer vielen Aufgaben als Hausfrau, Mesnerin und Putzerin in der Kirche ist Birgit eine lebenslustige Frau mit Mitgefühl und unerschütterlichem Glauben an die Kraft des Guten. Sie schätzt besonders den Zusammenhalt in den Uderner Vereinen, die sie als sehr wichtig für die Dorfgemeinschaft erachtet. Birgits Engagement, ihre Tatkraft und ihr unermüdlicher, zum Großteil ehrenamtlicher Einsatz für andere sind ein lebendiges Zeugnis, die sie zu einer wirklich bemerkenswerten Frau machen.
kawa

