Almwirtschaft – wie lange noch? Im Gespräch mit Andreas Hundsbichler
Unsere Almen – Genuss und Entspannung

Die Krokusse im Frühling, die auf unseren Almen den Schnee verjagen, das duftende frische Heu des Sommers, das auch in höher gelegenen Plätzen geerntet wird, und die bunte Pracht der Kräuter und Almblumenwiesen sind es, die uns in die Höhe ziehen. Hier auf der Alm, so scheint es, ist die Natur mit ihren Farben am großzügigsten und das geheimnisvolle Glitzern und Glänzen der kleinen Seen, die man da und dort entdeckt, am kräftigsten. Das Zillertal mit seinen vielen Almen, die Ferienregion Mayrhofen-Hippach, unsere Heimat, ist immer ein Erlebnis!
Wer Glück hat, hört das sanfte Läuten der entfernten Kuhglocken, beobachtet Ameisen, wie sie ihrem Fleiß nachgehen, riecht die typische Frische der hochgelegenen Gegend. Wer großes Glück hat, sieht ein Reh mit Kitz, entdeckt eine Alm, in der „då Melcha“ gerade die „Muas Pfånne“ schwingt. Ja, es ist diese abwechslungsreiche, natürliche Landschaft, es ist die Wanderung in eine Umgebung, die Ruhe verspricht, Genuss und Entspannung bringt und der Zufriedenheit Raum gibt. Unsere Almen. Aber nicht nur das …
Die Milchwirtschaft geht zurück, Nichtbewirtschaftung von Höfen nimmt zu, viele bewerben Nachhaltigkeit und Regionalität, schwärmen für beste Milchprodukte und verzichten selbst aufs Bauersein. Wie passt das zusammen? Ist mit diesem Rückgang nicht auch mit einem Rückgang der Almwirtschaft zu rechnen? Ist es nicht die almerische Lebensweise, die den Gästen gefällt, die Einheimische mögen? Diese und ähnliche Fragen stellen wir dem Obmann des Tourismusverbandes Mayrhofen-Hippach.
Wir sprechen mit Andreas Hundsbichler.
Lieber Andreas Hundsbichler, da du selbst als Landwirt eine Alm besitzt und diese vorbildlich bewirtschaftet wird, was denkst du, ist es, dass Menschen besonders gern auf malerisch gelegene Almhütten wandern?
Andreas Hundsbichler: Es ist aus meiner Sicht die beeindruckende Natur, die alle in ihren Bann zieht. Die Ruhe auf den Almen, ein Zufluchtsort fernab der Hektik und des oft stressigen Alltags. Man sagt immer wieder „in den Bergen ist die Welt noch in Ordnung“ und ich denke, dass es genau das ist, was alle suchen. Wir haben so viele Möglichkeiten vor unserer Haustür und nehmen es als selbstverständlich. Aber wenn wir uns in die Lage eines Städters versetzen, der umgeben ist von Beton und Asphalt und nur wenig Grün sieht, dann sieht man unser zuhause mit anderen Augen. Wir sind gesegnet mit dem, was wir haben und es unsere Heimat zu nennen.
Welche touristische Bedeutung haben unsere Almen? Gibt es diesbezüglich Daten und Fakten?
Andreas Hundsbichler: Die Almwirtschaft ist ein Kulturgut und besteht seit Jahrhunderten, lange bevor es die touristischen Angebote gab. Aus meiner Sicht sind Almen aber ein starker Erfolgsfaktor für den Sommertourismus. Ein herzliches Dankeschön an all jene, die nach wie vor die harte Arbeit auf sich nehmen und unsere Almen und die Almwirtschaft mit Liebe und viel Mühe pflegen. Unsere Almen brauchen keine künstlichen Inszenierungen, sondern die natürliche und nachhaltige Berglandschaft.
Eine kritische Frage sei uns erlaubt: Veränderungen in der Landwirtschaft verändern ebenso die Umgebung. Was denkst du über die Zukunft, wenn man immer öfter beobachtet, dass Bauern kein Vieh mehr halten, dass einige ihre Landwirtschaft einstellen? Bereitet eine mögliche Nicht-Bewirtschaftung der Almen dem TVB Sorge? Wird der Tourismusverband bald über Förderungen nachdenken müssen, um Almgebiete lebendig zu halten?
Andreas Hundsbichler: Es tut mir um jeden Landwirt leid der aufhört, denn wenn mal eine Stalltür zu ist, bleibt sie auch zu. Unsere Bergbauern produzieren Premiumprodukte auf den Almen. Meiner Ansicht nach, mit viel höherer Qualität als jedes Bioprodukt. Die Tiere weiden auf Almwiesen zwischen 1.800 – 2.400 m Seehöhe und trinken aus den Bächen das beste Quellwasser. Für uns Einheimische und auch unsere Gäste sind die Almen sehr wichtig. Daher sollten wir alle viel regionaler einkaufen, damit die Wertschöpfung im Tal bleibt und unsere Produkte wieder einen höheren Stellenwert bekommen.
Lieber Andreas, möchtest du diese Gelegenheit nutzen und unserer breiten Leserschaft etwas sagen, das dir besonders am Herzen liegt?
Andreas Hundsbichler: Mir ist es ein Anliegen, dass alle mit offenen Augen durch unsere Natur gehen und genießen, was wir haben. Wir alle können dankbar sein, hier zu leben und zu arbeiten. Am Herzen liegt mir, dass wir alle auf unsere Natur achten und die Arbeit unserer Bauern in der Alm- und Landwirtschaft schätzen und respektieren.
Ein sehr großes Anliegen ist es mir auch zu betonen, dass wenn man Tieren auf den Almen begegnet, diese in Ruhe lassen und Hunde fernhalten soll.
Beim Wandern auf unseren Almgebieten verzichtet man automatisch aufs viele Reden, man spart mit Worten. Dafür können Körper und Geist die herrliche Landschaft aufsaugen und Entspannung genießen. Das möge uns in den nächsten Wochen gelingen. Und dir, lieber Andreas Hundsbichler, danken wir herzlich für die offene und freundliche Art, unsere Fragen zu beantworten.
Auf eine gute Sommersaison!
Die Redaktion
Titelbild: Foto: Tourismusverband Mayrhofen-Hippach / Stefan Absenger
- Foto: Thomas Eberharter Photography
- Foto: Tourismusverband Mayrhofen-Hippach / Paul Sürth
- Foto: Tourismusverband Mayrhofen-Hippach
- Foto: Tourismusverband Mayrhofen-Hippach
- Foto: Tourismusverband Mayrhofen-Hippach